Testbericht: Lezyne Lite Stvzo Pro 115

8. Dezember 2021

Lezyne Lite Stvzo Pro 115

Kategorie: Akku-Scheinwerfer

Lichtstrom 300 / 196 / 106 Lumen je nach Leuchtstufe (eigene Messung)
Beleuchtungsstärke 115 / 70 / 15 Lux je nach Leuchtstufe (Herstellerangabe)
Leuchtdauer 1:30 / 2:40 / 5:30 h je nach Leuchtstufe (eigene Messung, Herstellerangabe 2:15 / 3:30 / 13:30 h)
Akkus integrierter Li-Ion-Akku
Gewicht 166 g mit Halterung (eigene Messung)
StVZO-Zulassung ja
Pro 115 kaufen:

Lezyne Power Stvzo Pro 115+ (doppelte Akkulaufzeit): * Anzeige: eBay*, Bike Components*

Vorteile:
+ hoher Lichtstrom
+ sehr stabiles Gehäuse

Nachteile:
sehr schmale Ausleuchtung
zu wenig Licht im Fernbereich, schlechte Fernsicht, wenn blendfrei ausgerichtet
Akkulaufzeit deutlich unter Herstellerangabe
Halterung lässt sich etwas schwer einhaken
kein Nachladen im Betrieb

Fazit
Die Lezyne Lite Stvzo Pro 115 hat ein stabiles Gehäuse und erzeugt viel Licht. Allerdings wird das Licht ungünstig verteilt. Die Ausleuchtung bis in den mittleren Bereich ist nur sehr schmal. Im weiter hinten liegenden Bereich wird die Ausleuchtung breiter, ist aber nur im Zentrum hell genug. Im Fernbereich landet viel zu wenig Licht um noch gut zu sehen – das verleitet zum zu hohen Ausrichten der Lampe, was zur Blendung des Gegenverkehrs führt. Die Akkulaufzeit ist recht kurz und liegt deutlich unter der Herstellerangabe.

Transparenzhinweis: Die Lezyne Lite Stvzo Pro 115 habe ich für den Test gekauft und selbst bezahlt.

Lieferumfang

Die Pro 115 habe ich im Set mit dem Rücklicht Strip Drive Rear Stvzo gekauft. Aber natürlich ist die Lampe auch einzeln erhältlich. Folgendes Zubehör war dabei:

  • deutsche Bedienungsanleitung
  • Micro-USB-Ladekabel
  • Halterung, die fest mit der Lampe verbunden ist
  • Rücklicht mit Haltegummi und Einlegestück für flache Oberflächen

Aussehen und Bedienung

Das Gehäuse der Lite Stvzo Pro 115 besteht aus Aluminium. Dieses wirkt sehr stabil und massiv. Erhältlich ist die Lampe übrigens in schwarz oder silber.

Vorn befindet sich hinter einer Scheibe der Reflektor, der das Licht der LED verteilt.

Hinten an der Lampe befindet sich ein Taster. Mit einem langen Druck auf diesen schaltet man die Lampe an und aus, ein kurzer Druck schaltet die drei Leuchtstufen durch. Beim Ausschalten merkt sich die Lampe den zuletzt gewählten Leuchtmodus und beginnt bei erneutem Einschalten mit diesem.

In den Schalter integriert ist auch eine LED, welche zur Restkapazitätsanzeige dient. Diese leuchtet grün bei mehr als 50% Akkuladestand, gelb zwischen 10 und 50% und rot unter 10%. Praktisch ist, dass der Ladestand wenn die Lampe ausgeschaltet ist, bei kurzem Druck auf den Taster für einige Sekunden angezeigt wird. So muss man die Lampe nicht erst anschalten, um den Ladestand zu prüfen. Während des Ladevorganges blinkt die LED grün und leuchtet bei abgeschlossenem Ladevorgang dauerhaft grün.

Halterung

Zur Befestigung am Lenker ist unten an der Pro 115 ein Silikonband angeschraubt. Dieses wird um den Lenker gespannt und vorn an einem Haken eingehakt. Durch einen Gummiaufsatz wird der Halt am Lenker nochmals verbessert.
Leider gestaltet sich das Einhaken der Halterung recht schwierig. Es gelang mir oft erst nach mehreren Versuchen die Halterung zu schließen, da der Haken recht dicht unter der Lampe sitzt.

Generell hat dieses System der Lampenbefestigung mit einem Silikonband seine Vor- und Nachteile. Man kann damit die Lampe schnell und problemlos an jedem Fahrrad anbringen. Allerdings muss man die Lampe dann auch jedes mal wieder korrekt ausrichten. Bei Systemen mit fest montierter Halterung, auf welche die Lampe dann aufgeschoben wird, spart man sich diesen Schritt.

Die Halterung lässt sich unten an der Lampe übrigens auch verdrehen, so dass die Lampe auch an nicht gerade Lenkern genutzt werden kann.

Einzeln nachkaufbar ist die Halterung der Pro 115 auch. So kann man Ersatz beschaffen, falls die Halterung beschädigt wird.

Erhältlich ist die Lezyne Lite Stvzo Pro 115 aber auch in der Variante „Loaded Reverse“. Hier ist eine GoPro-Halterung oben angebracht, ein umfangreiches Halterungsset für verschiedene Montagevarianten wird auch mitgeliefert.

Lichtverteilung

Hier zwei Fotos der Ausleuchtung der Lezyne Lite Stvzo Pro 115 (für mehr Ausleuchtungsfotos von Akkuscheinwerfern siehe Übersicht Akkuscheinwerfer):

blendfreie Ausleuchtung, schlechte Fernsicht:


höhere Ausrichtung, bessere Fernsicht aber Blendgefahr für Gegenverkehr:

(Siehe auch Aufbau und Kameraeinstellungen und Interpretation von Lichtvergleichsfotos)

Pro 115 kaufen:

Auf den zwei Fotos ist der Lichtkegel unterschiedlich ausgerichtet: zuerst blendfrei mit dann schlechter Fernsicht. Auf dem zweiten Bild zu hoch, mit dann besserer Fernsicht – man blendet dann aber den Gegenverkehr und sollte den Scheinwerfer daher so nicht einstellen.

Die Ausleuchtung der Pro 115 beginnt direkt vor dem Rad und ist hier ausreichend breit. Bereits in 2 m Entfernung beginnt dann der Hauptlichtkegel. Dieser ist sehr hell ausgeleuchtet aber nur sehr schmal. In größerer Entfernung ist neben den Hauptlichtkegel dann noch eine breitere Ausleuchtung mit geringerer Intensität vorhanden. Bei genauerem Hinsehen kann man diese auf dem Foto erkennen. Im Fernbereich endet dann der Hauptlichtkegel und es folgt wieder ein deutlich schlechter ausgeleuchteter Bereich.

Ich finde die Lichtverteilung insgesamt sehr ungünstig. Der Hauptlichtkegel ist bis in den mittleren Bereich einfach deutlich zu schmal. Genug Licht erzeugt die Pro 115, hätte man dieses breiter verteilt, wäre der Lichtkegel deutlich brauchbarer gewesen. Für schnelle Fahrten auf dem Rennrad auf geraden Strecken ist der Nachteil der schmalen Ausleuchtung vielleicht noch verschmerzbar.

Auch ungünstig ist die schlechte Fernausleuchtung. Richtet man die Pro 115 blendfrei aus, ist die Ausleuchtung im Fernbereich deutlich zu schwach. Der helle Hauptlichtkegel im nahen und mittleren Bereich überstrahlt den Fernbereich deutlich, die Augen stellen sich auf die hohe Helligkeit ein und erkennen in den schwächer ausgeleuchteten Bereichen dann weniger. Das verleitet dazu, die Lampe höher auszurichten. Dann reicht nämlich der Hauptlichtkegel bis in den Fernbereich. Der eigentliche Fernbereich reicht dann aber über die Hell-Dunkel-Grenze und blendet den Gegenverkehr.

Auch der im mittleren und fernen Bereich deutlich lichtschwächere, einigermaßen breite Teil des Lichtkegels leidet unter dem überstrahlten, zentralen Hauptlichtkegel. Das Licht ist hier einfach zu schwach, als dass man mit auf den hellen zentralen Ausleuchtungsbereich eingestellten Augen hier noch gut etwas sehen könnte.

Das alles heißt jetzt nicht, dass die Pro 115 völlig unbrauchbar wäre. Ich würde sie jederzeit den meisten Billiglampen vorziehen. Aber für den hohen Lichtstrom, den die Pro 115 erzeugt, sieht man mit ihr außergewöhnlich schlecht. Es gibt für einen ähnlichen Preis eine ganze Reihe Akkulampen, die zwar meist weniger Licht erzeugen, aber durch eine bessere Lichtverteilung trotzdem für eine bessere Ausleuchtung sorgen.

Erwähnenswert ist auch ein Vergleich zur Lezyne Hecto Drive StVZO Pro 65. Diese Lampe besitzt das gleiche Gehäuse und den gleichen Reflektor zur Lichtverteilung. Das Licht wird im wesentlichen gleich verteilt, mit den gleichen Problemen. Allerdings ist die Ausleuchtung ein wenig breiter. Das kommt durch die andere LED zustande, die aus minimal anderer Position in den Reflektor strahlt.

Lichtstrom und Leuchtdauer

Den Lichtstrom der Pro 115 habe ich mit 300 Lumen gemessen (in den gedimmten Leuchtstufen 196 und 106 Lumen). Das ist ein recht hoher Wert und liegt am oberen Ende dessen, was bei Akku-Fahrradlampen mit integriertem Akku derzeit üblich ist. Gemessen wurden die Werte mit vollem Akku, 30 s nach dem Einschalten.

Gemessen habe ich den Lichtstrom auch im Zeitverlauf über die gesamte Leuchtdauer:

Lezyne Lite Stvzo Pro 115 -  Laufzeit und Lichtstrom

Hier nochmal herangezoomt, damit man die hohen Stufen besser erkennt:

Lezyne Lite Stvzo Pro 115 -  Laufzeit und Lichtstrom herangezoomt

Erkennbar ist, dass der erzeugte Lichtstrom während des Großteils der Laufzeit konstant gehalten wird. Erst gegen Ende beginnt der Lichtstrom kontinuierlich zu sinken. Das Absinken ist aber so gering, dass es zwar messbar ist, aber kaum erkennbar sein dürfte.

Beim Messen ist mir folgendes aufgefallen: die niedrige Stufe leuchtet entweder mit rund 100 Lumen oder mit rund 50 Lumen. 100 Lumen werden erreicht, wenn man die Lampe einschaltet und nach dem Durchschalten von Leuchtstufen in der niedrigsten Stufe landet. 50 Lumen dagegen werden erreicht, wenn man die Lampe in der niedrigen Stufe ausschaltet und dann wieder einschaltet, ohne Leuchtstufen durchzuschalten. Im Diagramm ist dieser Modus mit „niedrig 2“ bezeichnet. Dieses Verhalten ist recht merkwürdig und ich kann mir nicht vorstellen, dass das gewollt ist. Denkbar ist auch, dass das nur bei meiner Lampe der Fall ist oder nur bei einer bestimmten Serie auftritt.

Die Laufzeiten bis zum Abschalten der Lampe sind folgendermaßen:

Hohe Leuchtstufe: 90 min
Mittlere Leuchtstufe: 164 min
Niedrige Leuchtstufe: 330 min
Niedrige Leuchtstufe 2 (siehe Text oben): 815 min

Die Laufzeiten in der mittleren und hohen Leuchtstufe liegen deutlich unter der Herstellerangabe von 135 min und 210 min. Nur im niedrigen Modus wird die Herstellerangabe von 810 min erreicht, aber nur, wenn mit dem oben erwähnten Trick in die besonders niedrige Leuchtstufe geschaltet wird.

Ladezeit

Bei völlig entleertem Akku habe ich eine Ladezeit von 3:20 h gemessen, bis der Akku voll war. Das ist deutlich weniger als die in der Bedienungsanleitung angegebenen 5-6 Stunden.

In der Bedienungsanleitung ist außerdem noch angegeben, dass die LED im Taster blau statt grün blinkt, wenn der Ladeanschluss eine ausreichend hohe Leistung hat und die Lampe dann zum „HE Laden“ wechselt. Das konnte ich nicht beobachten, egal welches Ladegerät ich verwendet habe. Aber da der Ladevorgang recht schnell abgeschlossen war, wurde vielleicht trotzdem in diesem schnellen Modus geladen, schwer zu sagen.

Im Betrieb lässt sich die Pro 115 übrigens nicht nachladen, sie schaltet ab, sobald ein Ladegerät angeschlossen wird.

Lezyne Power Stvzo Pro 115+ mit doppelter Akkulaufzeit

Es gibt die Pro 115 übrigens auch noch in einer Version mit doppelter Akkulaufzeit. Diese heißt dann Lezyne Power Stvzo Pro 115+. Außer der doppelten Akkulaufzeit sind auch noch zusätzliche Kühlrippen in das Gehäuse gefräst. Ob diese auch wirklich für eine bessere Wärmeabführung sorgen – das passiert auch bei der normalen Version schon problemlos – oder ob es sich vielmehr um ein eher optisches Merkmal handelt, sei dahingestellt. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Versionen der Pro 115 wohl nicht voneinander.

Lezyne Power Stvzo Pro 115+ kaufen bei: * Anzeige: eBay*, Bike Components*

Testfazit

Die Lezyne Lite Stvzo Pro 115 hat ein stabiles Gehäuse und erzeugt viel Licht. Allerdings wird das Licht ungünstig verteilt. Die Ausleuchtung bis in den mittleren Bereich ist nur sehr schmal. Im weiter hinten liegenden Bereich wird die Ausleuchtung breiter, ist aber nur im Zentrum hell genug. Im Fernbereich landet viel zu wenig Licht um noch gut zu sehen – das verleitet zum zu hohen Ausrichten der Lampe, was zur Blendung des Gegenverkehrs führt. Die Akkulaufzeit ist recht kurz und liegt deutlich unter der Herstellerangabe.

Pro 115 kaufen:

Alternativen: Gute Alternativen für einen ähnlichen Preis sind die Trelock LS 660 und die Busch & Müller Ixon Rock. Beide erzeugen etwas weniger Licht als die Pro 115, verteilen dieses aber deutlich besser. Siehe auch Vergleich Ixon Rock, LS 660, Pro 115 und GVolt 70.
Wer deutlich mehr Licht will, sollte sich die Busch & Müller Ixon Space ansehen. Diese erzeugt nochmal mehr Licht als die Pro 115 und verteilt dieses auch gut.
Als günstige Alternative für wenig Geld aber mit noch akzeptabler Ausleuchtung sollte man sich die Sigma Sport Aura 80 ansehen.


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Kommentare [2]

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— Jörg · 2. Januar 2023, 19:09 · #

Das mit dem plötzlichen Ausschalten ohne Vorwarnung, wie im anderen Komentar berichtet habe ich auch schon erlebt, ich konnte zwar dann auf niedriger Stufe wieder anschalten und weiterfahren aber das war schon abenteuerlich.

Zum Anderen habe ich das Gefühl, daß die Selbstentladung recht hoch ist, denn seit dem letzten Volladen bin ich evtl. 3 mal mit niedrigster Beleuchtungsstufe je 30 Minuten gefahren und 40 Tage später geht die Lampe gar nicht mehr an. Andere Li-Ion Geräte die ich besitze liegen ohne Probleme ein Jahr oder Länger und die Accus sind nicht entladen.

— Heller, Martin · 15. September 2022, 22:39 · #

Vielen Dank für den tollen Testbericht.
Ich habe noch ein Manko festgestellt, das das Produkt für mich in den Bereich „gemeingefährlich“ schiebt:

Ist die Akku-Laufzeit am Ende, erlöscht das Licht ohne Vorwarnung von einer Sekunde auf die andere.

Ist man in der Dunkelheit mit etwas Geschwindigkeit unterwegs, könnte das im ungünstigen Fall zu einem Unfall führen.

Ich überlege eine Strafanzeige gegen den Hersteller.

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