Testbericht: Herrmans H-Black MR8

17. September 2020

Herrmans H-Black MR8

Kategorie: Dynamo-Scheinwerfer

Lichtstrom 170 Lumen bei 20 km/h (eigene Messung, Herstellerangabe 180 Lumen)
Stromquelle Dynamo
Gewicht 80 g (eigene Messung)
Ausstattung Standlicht, Schalter
StVZO-Zulassung ja
Bezugsquellen:
* Anzeige: Amazon*, eBay*

Vorteile:
+ gleichmäßige Lichtverteilung
+ sehr gute Nahfeldausleuchtung
+ sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis

Nachteile:
leichte Schwächen Fernausleuchtung
funktionales, aber nicht sehr hochwertig aussehendes Gehäuse
keine Sensorfunktion
Standlicht nicht abschaltbar

Fazit:
Die Herrmans H-Black MR8 ist eine Fahrradlampe mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis. Sie erzeugt einen Lichtstrom, der durchaus an den teurerer Fahrradlampen heranreicht und verteilt diesen auch noch recht gleichmäßig. Einzig die Fernsicht ist nur durchschnittlich, da die Helligkeit im Fernbereich stark abnimmt. Bei der Verarbeitung des Gehäuses muss man ein paar Abstriche machen, dieses erfüllt seinen Zweck, sieht aber bei genauerem Hinsehen nicht sehr hochwertig aus. Auch auf Features wie Tagfahrlicht oder eine Sensorautomatik muss man verzichten.

Transparenzhinweis: Den Herrmans H-Black MR8 habe ich für den Test gekauft und selbst bezahlt.

Bei diesem Test wird die Dynamoversion des MR8 behandelt. Für die auch erhältliche E-Bike-Version für Gleichspannungsbetrieb siehe Test des Herrmans MR8 E

Lieferumfang

Außer der Lampe selbst, wird zum MR8 ein ansteckbarer Frontrückstrahler und eine Bedienungsanleitung in deutscher, englischer, französischer und niederländischer Sprache mitgeliefert. Weiteres Zubehör ist nicht dabei, dieses benötigt man aber auch nicht unbedingt.

Es sind aber auch noch eine ganze Reihe unterschiedlicher Halterungen für verschiedenste Einsatzzwecke erhältlich, die sich an der MR8 verwenden lassen (siehe Herstellerseite).

Verarbeitung und Bedienung

Das Gehäuse der MR8 besteht aus Kunststoff, die Oberseite zur besseren Wärmeableitung aus Aluminium. An der Seite befinden sich transparente Lichtauslässe, die auch eine seitliche Sichtbarkeit ermöglichen. Das Gehäuse weist leider einige kleine Spalten und Kanten auf und wirkt nicht wahnsinnig hochwertig. An den seitlichen Lichtauslässen lässt sich der Kunststoff des Gehäuses etwas eindrücken und wirkt nicht übermäßig stabil. Im Prinzip sollte das Gehäuse aber seinen Zweck erfüllen.

Die Halterung der MR8 besteht aus Kunststoff und besitzt zwei Gelenke. Diese ermöglichen eine flexible Anpassung der Ausrichtung der Halterung und des Neigungswinkels des Scheinwerfers. Die Halterung ist ausreichend steif, was Vibrationen des Scheinwerfers gut verhindert. In so fern sehe ich keinen Nachteil gegenüber einer Halterung aus Metall.

Unten an der Lampe lässt sich bei Bedarf der mitgelieferte Rückstrahler anclipsen. Dieser ist notwendig, um der StVZO zu entsprechen, wenn sonst kein Frontrückstrahler angebracht ist.

Der Drehschalter an der Rückseite nimmt den kompletten hinteren Teil der Lampe ein. Er ist leichtgängig genug, um ihn auch gut bedienen zu können. Allerdings hat der auch erhältliche MR4 die gleiche Schalterkonstruktion und bei diesem ist der Schalter wesentlich schwergängiger. Ich befürchte daher, dass es hier eine größere Serienstreuung gibt. Generell fühlt sich der Schalter beim Drehen nicht sehr „wertig“ an. Aber was solls, er funktioniert.
Der Herrmans MR8 lässt sich nur ein oder ausschalten. Eine Sensorfunktion wie sie sonst oft bei Dynamoscheinwerfern zu finden ist, gibt es nicht. Ob das nun ein Nachteil ist oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.

Das Anschlusskabel zum Anschluss am Dynamo ist fest am MR8 montiert. Zwei weitere kurze Anschlusskabel mit montierten Kabelschuhen dienen zum Anschluss des Rücklichtes, welches dann gemeinsam mit dem Scheinwerfer an- und ausgeschaltet wird.

Lichtverteilung

Hier ein Foto der Ausleuchtung des Herrmans H-Black MR8 (für mehr Ausleuchtungsfotos von Dynamoscheinwerfern siehe Übersicht Dynamoscheinwerfer):

Update 2022: hier ein weiteres Foto der Ausleuchtung mit neuer Kamera an anderer Stelle aufgenommen:

(Siehe auch Aufbau und Kameraeinstellungen und Interpretation von Lichtvergleichsfotos)

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Das vom MR8 erzeugte Lichtfeld ist recht gleichmäßig. Die Ausleuchtung beginnt direkt vor dem Rad. Im Nahbereich landet ein wenig zu viel Licht, was durch die im Fernbereich nachlassende Beleuchtungsstärke die Fernsicht ein wenig verschlechtert. Dieser Effekt ist beim MR8 aber nicht allzu stark ausgeprägt, die Fernsicht ist noch in Ordnung. Im Nahbereich wird nahezu im 180°-Winkel Licht abgestrahlt. Das ist auf dem Foto nur teilweise sichtbar, da schlechter ausgeleuchtete Bereiche auf dem Foto schlecht wiedergegeben werden. Die breite Ausleuchtung im Nahbereich hilft weniger in Kurven, hierfür ist eher eine breite Ausleuchtung im mittleren Bereich hilfreich. Ich hatte dadurch aber das subjektiv angenehme Gefühl, dass um mich herum alles hell ist und ich nicht in einem dunklen Loch fahre.

Im mittleren Bereich leuchtet die MR8 mit einer durchschnittlichen Breite (ca. 5-6 m) aus. Im Fernbereich über 20 m lässt die Helligkeit deutlich nach. Es gibt hier durchaus einige Lampen, die mehr Licht auf den Fernbereich fokussieren. Die MR8 ist bezüglich Fernsicht zwar ok, aber auch kein Musterbeispiel.

Auffällig ist noch die neutralweiße Lichtfarbe. Diese lässt meist eine etwas bessere Sicht zu, als die sonst verbreiteten kaltweißen LEDs, die viel Licht im blauen Bereich abstrahlen. Herrmans gibt die Farbtemperatur mit 5000 K an.

Lichtstrom in Lumen

Der Lichtstrom in Lumen gibt an, wie viel Licht eine Fahrradlampe insgesamt erzeugt. Das sagt mehr aus, als die oft angegebene Beleuchtungsstärke in Lumen. Siehe auch Lux und Lumen.
Herrmans gibt den Lichtstrom des MR8 mit 180 Lumen an. Selbst habe ich auch den Lichtstrom nachgemessen.

Der Lichtstrom steigt mit wachsender Geschwindigkeit an. Ab 15 km/h gibt es dann nur noch eine geringe Steigerung, bei 20 km/h wird das Maximum erreicht. Dass die Herstellerangabe von 180 Lumen in meiner Messung nicht erreicht wird, würde ich nicht überbewerten. Lumenmessungen sind generell mit großen Ungenauigkeiten behaftet – meine Messung mit einer nicht geeichten Referenzlichtquelle umso mehr.
Der Lichtstrom der MR8 ist durchaus recht ordentlich und liegt in dem Bereich, den auch die meisten anderen Dynamoscheinwerfer im mittleren und höheren Preisbereich erzielen.

Auch den Lichtstrom des Standlichts habe ich gemessen.
Das Standlicht des Herrmans MR8 speichert etwas Energie in einem Kondensator und lässt den Scheinwerfer damit auch im Stand noch ein paar Minuten weiterleuchten. Bei Standlicht nimmt die Helligkeit deutlich ab, man kann in den helleren Bereichen des Lichtkegels aber noch einigermaßen etwas erkennen. Leider schaltet sich das Standlicht nicht ab, wenn man den Scheinwerfer ausschaltet. Es leuchtet also in jedem Fall so lange weiter bis der Standlichtkondensator leer ist.

Das Standlicht startet mit 5 Lumen und nimmt dann in der Helligkeit immer weiter ab. Das Standlicht des MR8 gehört nicht unbedingt zu den stärksten, ist aber auch nicht außergewöhnlich schwach. Dass das Standlicht wesentlich dunkler ist als der Hauptscheinwerfer, ist normal.

Öffnen des Gehäuses für Reparatur

Das Gehäuse des Herrmans MR8 lässt sich recht einfach öffnen, um ggf. einfache Reparaturen durchführen zu können. Zum Öffnen wird erst der Halter abgeschraubt. Darunter befindet sich eine Inbusschraube. Mit einem 2,5 mm Sechskant kann diese entfernt werden. Dann lässt sich das Gehäuse leicht auseinandernehmen.

Hier das Innenleben, wenn man das untere Gehäuseteil abnimmt. Innen ist die Platine zu sehen. Auf dieser ist hinten ein Schiebeschalter angebracht, dieser wird vom Drehschalter mit zwei Plastiknasen bewegt. Der schwarze Kondensator ist ein 0,47 F Superkondensator, der das Standlicht speist.

Hier die Einzelteile, wenn man alles komplett auseinander nimmt:

Hier die Platine herausgenommen. Auf der Rückseite sieht man eine Metallfläche und etwas Wärmeleitpaste. Damit liegt die Platine auf der metallenen Oberseite des Gehäuses auf, wodurch die Abwärme der LED besser abgeführt werden kann.

Um den Scheinwerfer wieder zusammenzubauen, beginnt man mit der Oberseite des Gehäuses, Dort wird die Platine aufgelegt, die Ecken unter zwei überstehende Stücken geschoben. Dann wird der Reflektor in die Platine gesteckt. Jetzt das Frontglas und den Drehschalter aufsetzen. Dann das Unterteil vom Gehäuse aufsetzen und mit der Schraube alles verbinden.

Fazit

Die Herrmans H-Black MR8 ist eine Fahrradlampe mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis. Sie erzeugt einen Lichtstrom, der durchaus an den teurerer Fahrradlampen heranreicht und verteilt diesen auch noch recht gleichmäßig. Einzig die Fernsicht ist nur durchschnittlich, da die Helligkeit im Fernbereich stark abnimmt. Bei der Verarbeitung des Gehäuses muss man ein paar Abstriche machen, dieses erfüllt seinen Zweck, sieht aber bei genauerem Hinsehen nicht sehr hochwertig aus. Auch auf Features wie Tagfahrlicht oder eine Sensorautomatik muss man verzichten.

Bezugsquellen:
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Alternativen wären der Herrmans MR4, der etwas weniger Licht erzeugt, dieses aber genauso verteilt und meist noch etwas günstiger ist. Wer bereit ist etwas mehr auszugeben, sollte sich den Busch & Müller IQ-XS und den Busch & Müller Cyo Premium ansehen. Am meisten Licht bei einem straßenzugelassenen Dynamoscheinwerfer erhält man beim recht teuren Busch & Müller IQ-X.

Siehe auch: Vergleich: Herrmans H-Black MR4, MR8 und Pro

Test des Herrmans MR8 im Video

Zum Herrmans MR8 habe ich auch einen Testbericht im Videoformat produziert:


Stefan Boissier-Mohr - Fahrradbeleuchtung-Info
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Kommentare [2]

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Stefan | Fahrradbeleuchtung-Info.de · 9. Februar 2023, 09:05 · #

Hallo Ole,

also empfindliche Gemüter nehmen ggf. bei 15 km/h noch ein leichtes Flackern wahr, bei 20 km/h aber eigentlich nicht mehr.
Eigentlich kann ich mir nur vorstellen, dass entweder der Dynamo (eher unwahrscheinlich) oder die Lampe kaputt ist?

VIelleicht mal das Rücklicht abklemmen, flackert es dann immer noch?

Viele Grüße,
Stefan

— Ole · 8. Februar 2023, 16:19 · #

Hallo Stefan,
vielen Dank für Deine sehr informative Seite.

Ich habe die MR8 gekauft und an das Rad meiner Tochter angebaut.
Meine Frage: Selbst bei einer normalen Fahrgeschwindigkeit von 15 – 20 km/h flackert das Licht sehr stark.
Hast Du einen Tipp was ich falch gemacht haben könnte?

Danke,
Ole

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