Lichtvergleichsfotos sind ein gutes Mittel, um Fahrradbeleuchtung vor einem Kauf vergleichen zu können. Leider gibt es jedoch beim Vergleich von Lichtvergleichsfotos einige Fallstricke, die leicht zu falschen Schlussfolgerungen führen können. Um diese möglichst zu vermeiden, gebe ich hier einige Hinweise, die für die Auswahl von Fahrradbeleuchtung anhand von Lichtvergleichsfotos wichtig sind.
Überbetonung des Nahbereiches
Je näher ein Gegenstand ist, desto größer erscheint er auf einem Foto. Entsprechend erscheint auch auf einem Lichtvergleichsfoto der Nahbereich deutlich größer, als der Fernbereich. Die Folge ist, dass Scheinwerfer, welche den Nahbereich gut ausleuchten sehr viel beeindruckender erscheinen, als solche die den Fernbereich gut ausleuchten. Ganz einfach weil der Nahbereich auf einem Foto deutlich überbetont ist.
Als Beispiel hier die Lichtvergleichsfotos zweier Dynamoscheinwerfer. Welcher bietet das bessere Lichtbild? Fast jeder würde sich ohne zu zögern für den linken Scheinwerfer entscheiden. Er wirkt einfach viel heller! Aber ist er wirklich der bessere Scheinwerfer?
Der IQ2 Eyc (links) wirkt auf dem Foto viel heller als der H-One S (rechts).
Blendet man den Nahbereich mal aus und zoomt näher heran, sieht das Ganze schon anders aus. Im Fernbereich nämlich ist der H-One S dem Eyc mindestens ebenbürtig.
Näher herangezoomt, der Nahbereich bis 10m wird nicht betrachtet. Plötzlich wirkt der H-One S (rechts) mindestens genauso gut wie der Eyc (links).
Der Eyc ist in einem relativ kleinen Bereich, dem Nahbereich, deutlich besser. Der H-One S leuchtet dagegen den größeren Bereich (Fernbereich) etwas besser aus. Was man bevorzugt ist eine Frage von Geschmack und Einsatzbereich. Aber der erste Eindruck eines Lichtvergleichsfotos („der ist ja viel heller!“) kann jedenfalls zu voreiligen Schlüssen führen.
Um zu vermeiden, den Nahbereich zu sehr in den Vordergrund treten zu lassen, kann man beispielsweise zwei zu vergleichende Fotos auf dem Bildschirm nebeneinander anordnen und den unteren Bereich abdecken. So kann man den Fernbereich vergleichen ohne vom Nahbereich beeinflusst zu werden.
Größere Kontrastwahrnehmung des Auges
Das menschliche Auge kann eine große Anzahl von Helligkeitsstufen wahrnehmen. Mit den ca. 100.000 Lux an einem sonnigen Tag kann es ebenso umgehen wie mit den weniger als 1 Lux in einer Vollmondnacht. Eine Kamera kann mit so etwas ebenfalls umgehen, indem Blendenöffnung und Belichtungszeit angepasst werden. Aber auf einem einfachen Foto ist eine Kamera mit großen Helligkeitsunterschieden hoffnungslos überfordert. Nun sind die Helligkeitsunterschiede im Lichtkegel eines Fahrradscheinwerfers nicht so groß wie der Unterschied zwischen Sonnenschein und Vollmond. Aber trotzdem ist das menschliche Auge hier besser dran als eine Kamera, geschweige denn ein Monitor (oder Papierbild), die nochmal einen geringeren Kontrastumfang wiedergeben können.
Die Folge bei Vergleichsfotos der Lichtkegel von Fahrradscheinwerfern? Man kann ein Foto entweder so belichten, dass auch die dunklen Bereiche auf dem Foto so gut sichtbar sind wie in der Realität. Dann ist das Foto insgesamt aber viel zu hell und die hellsten Bereiche völlig überbelichtet. Oder man belichtet so, dass der Gesamthelligkeitseindruck stimmt, aber dunkle Bereiche in denen man in der Realität noch etwas erkennt, auf dem Foto quasi nicht mehr sichtbar sind.
Die optimale Belichtungszeit gibt es nicht. Links: Gesamthelligkeit stimmig aber schlecht ausgeleuchtete Bereiche verschwinden, rechts: dunkle Bereiche halbwegs real, insgesamt aber viel zu hell.
Das Problem lässt sich nicht wirklich lösen. Ich belichte die Vergleichsfotos für Fahrradbeleuchtung Info eher so, dass man von der Gesamthelligkeit bei absoluter Dunkelheit einen Eindruck bekommt. Schlecht ausgeleuchtete Bereiche verschwinden dabei. Um das zu kompensieren ist in den Testberichten dazu normalerweise ein Hinweis vorhanden. Diese zu lesen lohnt sich also.
Update 2022: Mittlerweile speichere ich die Fotos im RAW-Format und entwickle sie mit RawTherapee, statt sie von der Kamera selbst entwickeln zu lassen. Dabei habe ich mehr Einfluss auf die Helligkeitsverteilung und hebe die Helligkeit dunkler ausgeleuchteter Bereiche an. Die Wirkung der schlechter ausgeleuchteten Bereiche ist damit wesentlich realitätsnäher als bei meinen alten Fotos.
Eine Zusammenstellung der Lichtvergleichsfotos findet ihr auf den Übersichtsseiten zu Dynamoscheinwerfern und Akkuscheinwerfern.