Busch & Müller IQ-X
Kategorie: Dynamo-Scheinwerfer
Lichtstrom | 295 Lumen bei 20 km/h (eigene Messung) |
---|---|
Beleuchtungsstärke | 100 Lux (Herstellerangabe) |
Gewicht | 115 g (eigene Messung) |
StVZO-Zulassung | ja |
Vorteile:
+ Sehr helle Ausleuchtung
+ breites Lichtfeld
+ gute Nahfeld- und Fernausleuchtung
+ stabiles, gut verarbeitetes Gehäuse
Nachteile:
– dunkler Streifen zwischen Nahfeld und Hauptlichtfeld, der in der Praxis aber nicht übermäßig stark stört
– Taster mit recht schwammigem Druckpunkt
– hoher Preis
Fazit:
Wer einen Dynamoscheinwerfer mit maximal viel Licht habe möchte, der kommt um den Busch & Müller IQ-X derzeit kaum herum. Mir ist derzeit kein straßenzugelassener Dynamoscheinwerfer bekannt, der auch nur annähernd an den Lichtstrom des IQ-X herankommt. Die Lichtverteilung ist durch den Streifen am Ende des Nahbereiches mit verringerter Helligkeit nicht perfekt, aber wahnsinnig stören tut das in der Praxis nicht. Ansonsten leuchtet der IQ-X nämlich recht gleichmäßig und verhältnismäßig breit vom Nah- bis in den Fernbereich aus. Auch das gut verarbeitete Gehäuse überzeugt, aber alles andere wäre in dieser Preisklasse auch inakzeptabel.
Transparenzhinweis: den IQ-X habe ich für den Test gekauft und selbst bezahlt.
Lieferumfang
Mitgeliefert wird zum Scheinwerfer eine Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch), in der Montage und Funktionen kurz erklärt sind und außerdem ein kleines Hinweisblatt mit Warnhinweisen zur Montage. Ein Frontrückstrahler, der bei Bedarf an der Halterung montiert werden kann. Zwei passende Schraubendreher zur Verstellung der Halterung. Und ein langes Anschlusskabel für das Rücklicht mit einseitig angebrachten Flachsteckhülsen, falls noch keines am Fahrrad montiert ist.
Aussehen und Bedienung
Das Gehäuse des Busch & Müller IQ-X besteht aus Aluminium und sieht stabil und gut verarbeitet aus. Mein Exemplar ist schwarz lackiert, der IQ-X ist aber auch in silber erhältlich. Das Scheinwerferglas vorn besteht aus Kunststoff.
Die Halterung besteht aus Kunststoff. Das hört sich erstmal nach einem Nachteil gegenüber den sonst oft üblichen Metallhaltern an. Ich würde aber nicht unbedingt sagen, dass Metall in jedem Fall besser als Kunststoff ist. Ich habe auch schon Scheinwerferhalter aus Metall brechen sehen und der Halter der IQ-X sieht auf den ersten Blick durchaus recht solide aus. Genaueres können aber natürlich nur längerfristige Erfahrungswerte zeigen.
Teilweise wird in Rezensionen von einem Zittern der Lampe bei unebenem Untergrund berichtet. Nachvollziehen konnte ich das erstmal nicht. Der Kunststoffhalter ist auch recht steif. Vorsichtshalber wollte ich das aber erwähnen, möglicherweise macht der ein oder andere auch andere Erfahrungen. Notfalls sollte sich am IQ-X aber auch ein gängiger Metallhalter montieren lassen. Den Halter des Cyo habe ich beispielsweise mal testweise montiert, was problemlos funktionierte.
Die Halterung des IQ-X hat zwei Gelenke, womit sich neben der Neigung des Scheinwerfers auch die Neigung des oberen Teils der Halterung verändern lässt. Besonders bei Verwendung von Felgenbremsen kann das ganz praktisch sein, damit die Bremse bei der Montage nicht im Weg ist.
Interessant ist, dass sich der Ring an der die Halterung befestigt ist, nach Abschrauben der Halterung um 180° drehen lässt. So lässt sich der IQ-X bei Bedarf auch Überkopf montieren, was sonst normalerweise nicht möglich ist, da sonst das Lichtbild auf dem Kopf steht und die Lichtverteilung unbrauchbar macht.
Drehbare Halterung: demontiert und oben am Scheinwerfer angebracht
Auf der Halterung ist eine Art Kabelkanal aufgeclipst, worin sich das Anschlusskabel für den Dynamo in der Halterung verlegen lässt. An zwei kurzen Anschlusskabeln mit montierten Kabelschuhen wird das Rücklicht angeschlossen.
Hinten an der IQ-X befindet sich ein großer Taster zum Ein- und Ausschalten. Dieser hat leider einen recht schwammigen Druckpunkt, weshalb recht schwer fühlbar ist, ob man diesen nun schon richtig gedrückt hat. Ein kurzer Druck schaltet den Scheinwerfer zwischen den Zuständen „Aus“ und „Ein“ hin- und her. Auch wenn dieses Bedienkonzept funktioniert, muss ich hier doch etwas Kritik äußern. Wo genau ist der Vorteil zu einem einfachen Schalter, den man definiert zwischen zwei Zuständen hin- und her drehen oder schieben kann? Der Schalter hat nämlich gegenüber dem Taster einige Vorteile. Einer wäre, dass man den Scheinwerfer auch im Stand ein und aus schalten kann. Das funktioniert mit dem Taster nicht. Zwar kann man, während der Standlichtkondensator noch geladen ist, weiterhin schalten. Ist dieser aber einmal leer, kann man den Scheinwerfer erst wieder schalten, sobald man fährt. Für die meisten dürfte das nicht so relevant sein, da es gerade bei einem Scheinwerfer mit Tagfahrlicht Sinn macht, diesen auch immer eingeschaltet zu lassen. Wer aber z.B. einen Dynamolader benutzt, hat einen guten Grund, den Scheinwerfer tagsüber auszuschalten.
Ein weiteres Problem ist, dass der IQ-X den Schaltzustand mit einem blau leuchtendem Ring hinten auf dem Taster anzeigt. Bei hellem Sonnenlicht kann man teils kaum erkennen, ob der Scheinwerfer nun an oder aus ist. Mit einem dreh- oder schiebbaren Schalter könnte man den Zustand dagegen auch direkt erfühlen.
Wenn der Scheinwefer an ist, befindet er sich übriges im Sensormodus. Das heißt, dass er je nach Umgebungslicht zwischen Tag- und Nachtmodus wechselt. Im Tagmodus leuchtet der Hauptscheinwerfer gedimmt. Die Tagfahrlicht-LEDs, die besser von anderen Verkehrsteilnehmern zu sehen sind als der Hauptscheinwerfer, leuchten. Auch die zusätzlichen LEDs an den seitlichen Schlitzen leuchten und sorgen für bessere Sichtbarkeit. Im Nachtmodus leuchtet der Hauptscheinwerfer mit voller Helligkeit, die Tagfahrlicht-LEDs leuchten nicht und die seitlichen LEDs leuchten gedimmt.
Beim Übergang von Nacht- in den Tagmodus gibt es eine 8-sekündige Verzögerung, die ein Umschalten bei kurzzeitiger hoher Helligkeit (z.B. Autoscheinwerfer) verhindert.
Lichtstrom in Lumen
(dieser Abschnitt wurde im August 2022 ergänzt, nachdem ich genauere Messungen gemacht habe)
Der Lichtstrom in Lumen gibt an, wie viel Licht eine Fahrradlampe insgesamt erzeugt. Diesen Wert finde ich wesentlich hilfreicher, als die Beleuchtungsstärke gemessen in Lux (siehe dazu auch den Artikel über Lux und Lumen).
Da viele Hersteller von Fahrradbeleuchtung nur den Lux-Wert, aber nicht den Lichtstrom in Lumen angeben, messe ich mit einer selbstgebauten Ulbrichtkugel nach.
Der Lichtstrom steigt mit steigender Geschwindigkeit erwartungsgemäß an. Anders als bei anderen Fahrradlampen flacht die Kurve aber nicht einfach ab, sondern erreicht bei ca. 15 km/h ihr Maximum und fällt dann wieder leicht ab. Das dürfte an dem im IQ-X verbauten Serienkondensator liegen, der den Stromfluss aus dem Nabendynamo erhöht, aber auch bei höheren Geschwindigkeiten wieder einen leicht nachlassenden Stromfluss zur Folge hat.
Bemerkenswert ist auch die Höhe des Lichtstroms am Maximum: ca. 300 Lumen werden erreicht. Das ist deutlich mehr, als ich bisher bei anderen Dynamoscheinwerfern gemessen habe.
Außerdem habe ich noch den Lichtstrom des Standlichtes gemessen:
Das Standlicht wird über den Hauptscheinwerfer realisiert, nicht über die Tagfahrlicht-LEDs, wie das bei einigen anderen Dynamoscheinwerfern der Fall ist. Das hat zur Folge, dass man auch im Stand noch einigermaßen etwas auf der Fahrbahn erkennen kann.
Allerdings ist das Standlicht deutlich dunkler als der Scheinwerfer während der Fahrt. Das ist allerdings auch bei allen anderen Dynamoscheinwerfern der Fall. Der IQ-X sticht hier sogar noch mit einem besonders hellen Standlicht heraus.
Lichtverteilung
Hier ein Foto der Ausleuchtung des Busch & Müller IQ-X (für mehr Ausleuchtungsfotos von Dynamoscheinwerfern siehe Übersicht Dynamoscheinwerfer):
Update 2022: Hier ein weiteres Ausleuchtungsfoto mit neuer Kamera an anderer Stelle aufgenommen:
(Siehe auch Aufbau und Kameraeinstellungen und Interpretation von Lichtvergleichsfotos)
IQ-X kaufen bei:Die Ausleuchtung ist recht breit, allerdings nichts, was man nicht bisher auch schon woanders gesehen hätte. Der Cyo Premium beispielsweise leuchtet ähnlich breit aus, der Luxos sogar noch etwas breiter. Allerdings leuchtet der IQ-X durchgängig sehr hell aus, bei anderen Scheinwerfern ist die Helligkeit der meisten ausgeleuchteten Bereiche deutlich geringer.
Auffällig beim IQ-X ist ein schlechter ausgeleuchteter Streifen zwischen Nahbereich und Hauptlichtfeld, welches auf dem Ausleuchtungsfoto deutlich zu sehen ist. Das ist ein wenig schade, denn das ist der einzige große Schwachpunkt in der sonst recht gleichmäßigen Ausleuchtung. Allerdings sieht das auf dem Foto möglicherweise etwas dramatischer aus als in der Praxis. Während der Fahrt ist mir diese Helligkeitslücke bisher nicht übermäßig stark aufgefallen, jedenfalls nicht so, dass ich sie als deutlich störend empfinden würde. Ansonsten ist die Ausleuchtung erfreulich gleichmäßig, ohne deutlich herausstechende helle Flecken oder einen deutlich überstrahlten Nahbereich.
Das Standlicht des IQ-X gefällt mir gut. Eine Zeit lang war es bei vielen Lampen üblich, das Standlicht nur über die Tagfahrlicht-LEDs zu realisieren. Das reicht zwar zum gesehen werden aus, ermöglicht aber für einen selbst nur eine minimale Sicht von bestenfalls 1-2 Metern. Das Standlicht des IQ-X ist dagegen über den Hauptscheinwerfer realisiert. Es ist zwar wesentlich schwächer als das Licht bei der Fahrt, aber man steht beim Anhalten zumindest nicht komplett im Dunkeln. Rund 3-4 Minuten leuchtet das Standlicht bei voll aufgeladenem Standlichtkondensator. Allerdings mit bei fortschreitender Leuchtdauer deutlich abnehmender Helligkeit. Über den Taster lässt sich das Standlicht auch abschalten.
[Update 2023: der unten durchgestrichene Teil wurde bei einem erneuten Test mit einem aktuellen IQ-X nicht mehr festgestellt]
Auffällig ist beim IQ-X, dass beim Losfahren der Scheinwerfer nicht sofort einschaltet. Von anderen Dynamoscheinwerfern kenne ich es eigentlich, dass bereits beim Schieben die Lampe quasi sofort leuchtet, wenn auch stark flackernd. Beim IQ-X dachte ich dagegen schon, dass die Lampe defekt ist. Geschätzte 20 m Fahrt bei rund 10 km/h hat es gedauert, bis der Scheinwerfer endlich einschaltete. Da dies nur beim ersten Losfahren auftritt und später nach kurzem Stopp nicht mehr, vermute ich, dass das gewollt ist, um erst den Standlichtkondensator zu laden. Begeistert bin ich von diesem Feature nicht unbedingt, auf der anderen Seite ist es auch keine große Einschränkung.
Auch für die seitliche Sichtbarkeit ist beim Busch & Müller IQ-X gesorgt. Im Befestigungsring der Halterung befinden sich seitlich Schlitze, hinter denen sich eine separate LED befindet. So ist man auch ausreichend gut von der Seite zu sehen. Auch im Stand leuchten diese seitlichen LEDs, wenn auch mit deutlich verringerter Intensität. Auch im Tag-Modus leuchten die seitlichen LEDs.
Lichtschlitze zur seitlichen Sichtbarkeit
Fazit
Wer einen Dynamoscheinwerfer mit maximal viel Licht habe möchte, der kommt um den Busch & Müller IQ-X derzeit kaum herum. Mir ist derzeit kein straßenzugelassener Dynamoscheinwerfer bekannt, der auch nur annähernd an den Lichtstrom des IQ-X herankommt. Die Lichtverteilung ist durch den Streifen am Ende des Nahbereiches mit verringerter Helligkeit nicht perfekt, aber wahnsinnig stören tut das in der Praxis nicht. Ansonsten leuchtet der IQ-X nämlich recht gleichmäßig und verhältnismäßig breit vom Nah- bis in den Fernbereich aus. Auch das gut verarbeitete Gehäuse überzeugt, aber alles andere wäre in dieser Preisklasse auch inakzeptabel.
IQ-X kaufen bei:Gute Alternativen wären der Busch & Müller IQ-XS oder der Busch & Müller Cyo Premium. Beide erzeugen weniger Licht als der IQ-X, kosten aber weniger und sind recht gute Dynamoscheinwerfer.
Siehe auch: Vergleich: IQ-X, Cyo Premium, IQ-XS
Wer nur sehr wenig ausgeben will, bekommt mit dem Herrmans MR8 einen Scheinwerfer mit recht guter Ausleuchtung, muss aber bei der Qualität des Gehäuses ein paar Abstriche machen.