Testbericht: Spanninga Axendo 60

12. Oktober 2022

Spanninga Axendo 60 XDASTc

Kategorie: Dynamo-Scheinwerfer

Lichtstrom 140 Lumen bei 20 km/h (eigene Messung)
Beleuchtungsstärke 60 Lux (Herstellerangabe)
Gewicht 128 g (eigene Messung)
Ausstattung Standlicht, Sensorfunktion, Tagfahrlicht
StVZO-Zulassung ja
Bezugsquellen:
* Anzeige: Amazon*, eBay*

Variante ohne Sensor, Standlicht und Tagfahrlicht: * Anzeige: Amazon*, eBay*

Vorteile:
+ gleichmäßige Lichtverteilung mit weichen Übergängen
+ sehr starkes Standlicht
+ stabiles, gut verarbeitetes Gehäuse

Nachteile:
etwas weniger Lichtstrom in Lumen als viele andere Dynamoscheinwerfer
etwas viel Licht im nahen bis mittleren Bereich
Breite der Ausleuchtung eher schmal
schlecht bedienbarer Schalter

Fazit:
Der Axendo 60 bietet eine angenehme Lichtverteilung, leichte Schwächen gibt es aber bei der Fernsicht. Die Breite des Lichtkegels ist ausreichend, aber nicht übermäßig hoch. Leider erzeugt der Axendo 60 etwas weniger Licht als viele andere Dynamoscheinwerfer, auch etwas weniger als der Philips Saferide 60, auf dem er basiert. Das Standlicht ist außerordentlich stark.

Transparenzhinweis: Der Spanninga Axendo 60 wurde mir für den Test vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Modellvarianten des Axendo 60

Der Axendo 60 basiert auf dem Saferide 60 von Philips, der schon länger nicht mehr produziert wird. Spanninga hat 2015 die Fahrradbeleuchtungs-Sparte von Philips übernommen. Der Reflektor vom Axendo 60 ist der gleiche, wie beim Saferide 60 und damit ist auch die Lichtverteilung identisch.

Getestet wurde hier der Spanninga Axendo 60 XDASTc. Dieser ist für Dynamobetrieb (D) ausgelegt, hat eine Automatik-/bzw. Sensorfunktion (A), ein Standlicht (S) und ein Tagfahrlicht (T).

Es gibt außerdem noch den Axendo 60 XDOc, welcher weder Sensorfunktion, noch Standlicht oder Tagfahrlicht hat. Die älteren Varianten XDAS (trotz dem fehlenden T auch mit Tagfahrlicht) und XDO sind soweit ich weiß nur optisch etwas anders und haben einen anderen Halter.

Der Axendo 60 XE ist eine Variante für E-Bikes. Der Axendo 60 USB ist die Akkuversion. Beide haben die gleiche Lichtverteilung wie die Dynamoversionen, ob die Lichtstärke wirklich die gleiche ist, kann ich aber nicht sagen.

Aussehen und Bedienung

Das Gehäuse des Axendo 60 besteht größtenteils aus Aluminium. Der vordere Teil dagegen aus Kunststoff. In der Mitte um das Gehäuse herum verläuft ein Silikonband, welches aber soweit ich sehe keinen Zweck erfüllt sondern nur aus optischen Gründen dort angebracht ist.

Vorn sieht man den Reflektor, der das Licht verteilt. Oben in der Lampe sind zwei LEDs vorhanden, welche das Licht des Hauptscheinwerfers erzeugen. Unter dem Reflektor befindet sich eine COB-LED (*C*hip *o*n *B*oard, mehrere LEDs direkt auf einer Platine auf engem Raum untergebracht), welche als Tagfahrlicht dient.
Unter dem Scheinwerfergehäuse ist ein Rückstrahler angebracht.

Das Tagfahrlicht wird durch die Sensorfunktion gesteuert. Ist der Schalter auf Automatik gestellt, wird der Hauptscheinwerfer bei ausreichend hoher Umgebungshelligkeit deutlich gedimmt und die Tagfahrlicht-LEDs leuchten zusätzlich. Da diese im Gegensatz zum Hauptscheinwerfer nicht abgeblendet sind sondern auch nach oben strahlen, sind sie am Tag besser zu sehen.

Hinten am Gehäuse befindet sich ein Schalter mit drei Positionen. 0: Scheinwerfer aus, A: Automatik-Modus mit Wechsel zwischen Tagfahrlicht und Hauptscheinwerfer je nach Umgebungshelligkeit und I: Hauptscheinwerfer immer an.

Der Schalter lässt sich etwas schlecht schalten, durch die geringe Größe ist eine Bedienung mit Handschuhen schwierig bis unmöglich. Die Positionen rasten etwas schlecht ein, besonders wenn man auf die mittlere Automatikstellung schalten will, schießt man öfter übers Ziel hinaus.

Übrigens kann mit dem Schalter auch das Standlicht abgeschaltet werden. Ist das Standlicht im Stand aktiv und der Schalter wird auf „0“ geschaltet, erlischt das Standlicht. Das ist nicht bei allen Dynamoscheinwerfern der Fall, bei manchen leuchet das Standlicht unabhängig von der Schalterstellung weiter, bis der Standlichtkondensator entladen ist.

Neben dem Schalter sieht man noch ein kleines Sichtfenster für den Sensor der Automatikfunktion.

Unten am Gehäuse befinden sich zwei Steckkontakte für den Rücklichtanschluss. Dieses wird dann mit dem Scheinwerfer an- und ausgeschaltet.


Der Halter wurde für diese neue Version des Axendo 60 neu entworfen. Teilweise findet man auch noch die ältere Version mit einfachem Edelstahlhalter im Handel. Dieser neue Halter besteht aus zwei Aluminiumstegen und einem Kunststoffteil unten. Was die Vor- und Nachteile gegenüber dem alten Halter sind, ist mir nicht ganz klar. Möglicherweise ist der neue ein paar Gramm leichter. Funktionieren tun aber an sich beide Varianten.


Lichtstrom in Lumen

Der Lichtstrom in Lumen ist ein Maß dafür, wie viel Licht eine Lichtquelle insgesamt erzeugt. Die Aussagekraft davon ist meiner Meinung nach höher, als die sonst oft angegebene Beleuchtungsstärke in Lux, die nur die Helligkeit am hellsten Punkt beschreibt (Mehr dazu im Artikel über Lux und Lumen).

Da der Lichtstrom in Lumen von vielen Herstellern nicht angegeben wird, messe ich ihn mit einer selbstgebauten Ulbrichtkugel.

Unten der erzeugte Lichtstrom des Axendo 60 in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit. Der Axendo 60 war für die Messung an einem motorgetriebenen Nabendynamo (Shimano Nexus DH-C3000-3N) angeschlossen. Die Geschwindigkeit ist bezogen auf ein 28-Zoll-Rad (2200 mm Abrollumfang). Bei anderen Radgrößen verschieben sich die Geschwindigkeiten entsprechend leicht (je kleiner das Rad, desto höher die Drehzahl bei gleicher Geschwindigkeit). Ein Rücklicht war für die Messung nicht angeschlossen, dieses verringert die Helligkeit des Frontscheinwerfers etwas, aber nur unwesentlich.

Mit den hier erreichten knapp 140 Lumen liegt der Axendo 60 ein Stück hinter vielen anderen Dynamoscheinwerfern zurück. Bei vielen anderen aktuellen Dynamolampen habe ich bei 20 km/h eher zwischen 160 und 200 Lumen gemessen. Ungewöhnlich ist auch, dass die Helligkeit des Axendo 60 schon bei knapp 16 km/h nicht mehr weiter ansteigt sondern konstant bleibt. Viele andere Fahrradlampen zeigen bei steigenden Geschwindigkeiten eine weitere Steigerung der Helligkeit, auch wenn diese weitere Steigerung jenseits von 15 km/h nur noch eher gering ist.

Interessant ist noch eine Messung des Lichtstroms mit aktivem Tagfahrlicht. Hier leuchtet der LED-Streifen unter dem Hauptscheinwerfer und der Hauptscheinwerfer wird deutlich gedimmt. Ich habe hier nur bei 20 km/h mal einen Messwert aufgenommen. Gerade einmal 50 Lumen (Tagfahrlicht-LEDs und Hauptscheinwerfer zusammen) wurden hier noch erreicht. Das sorgt aber auch dafür, dass deutlich weniger Energie benötigt wird und der Dynamo entsprechend weniger bremst. Einen genauen Wert kann ich hier nicht nennen, aber an meinem motorgetriebenen Dynamoantrieb war der Effekt deutlich spürbar. In der Paxis sollte man den Effekt aber nicht überbewerten, spürbar während der Fahrt wird das nicht sein. Möglicherweise führt das aber auch zu brauchbaren Ergebnissen, wenn man einen Dynamo-Lader mit dem Axendo 60 am Tag parallel betreiben will. Aber das müsste ich noch genau messen, um da konkrete Aussagen zu machen. Zumindest ist das Verhalten des Axendo hier deutlich anders, als beispielsweise das Verhalten von Scheinwerfern von Busch & Müller mit Tagfahrlicht. Diese verbrauchen mit aktivem Tagfahrlicht ähnlich viel Strom wie ohne, da der Hauptscheinwerfer nur wenig gedimmt wird.

Außerdem habe ich den Lichtstrom vom Standlicht des Axendo 60 gemessen. Dafür wurde der Scheinwerfer zum Aufladen des Standlichtkondensators zunächst für 5 min bei 20 km/h betrieben und dann der Lichtstrom des Standlichts im Zeitverlauf gemessen.

Das Standlicht des Axendo 60 überrascht mit außerordentlich hohen Werten. Kein Standlicht, welches ich bis heute gemessen habe, erzeugt so hohe Werte. Das Standlicht wird über den Hauptscheinwerfer betrieben, nicht über die Tagfahrlicht-LEDs. Obwohl ein leuchtendes Tagfahrlicht fürs gesehen werden sicher gut wäre, ist das gesehen werden auch beim Axendo 60 recht gut, weil er verhältnismäßig viel Licht auch über die Hell-Dunkel-Grenze strahlt und auch eine recht große Reflektorfläche hat. Ein Leuchten des Hauptscheinwerfers ist aber vor allem auch gut geeignet, um bei völliger Dunkelheit im Stand selbst noch etwas zu erkennen. Und das geht durch die hohe Helligkeit vom Standlicht des Axendo 60 recht gut.

Nachtrag: Eines ist mir noch aufgefallen: Der Axendo 60 lädt den Standlichtkondensator auch, wenn er ausgeschaltet ist. Das heißt aber auch, dass er auch im ausgeschalteten Zustand etwas Strom vom Nabendynamo zieht. Weiterhin entlädt sich der Standlichtkondensator auch sehr schnell (wenige Minuten), wenn das Standlicht abgeschaltet wird. Ein wieder einschalten des Standlichtes nach längerer Zeit, wie das bei anderen abschaltbaren Standlichtern geht, funktioniert hier also nicht.

Lichtverteilung

Hier ein Foto der Ausleuchtung des Spanninga Axendo 60 (für mehr Ausleuchtungsfotos von Dynamoscheinwerfern siehe Übersicht Dynamoscheinwerfer):

(Siehe auch Aufbau und Kameraeinstellungen und Interpretation von Lichtvergleichsfotos)

Im Nahbereich hat man zunächst etwas Streulicht, welches auch einigermaßen in die Breite geht. Ab ca. 3 m Entfernung fängt dann der Hauptlichtkegel an. Dieser ist einigermaßen gleichmäßig ausgeleuchtet, ohne harte Helligkeitsübergänge. Allzu breit ist der Lichtkegel aber nicht. Im nahen bis mittleren Bereich landet etwas zu viel Licht – dieses auf den Fernbereich verteilt würde die Fernsicht noch etwas verbessern.

Vergleich zwischen Spanninga Axendo 60 und Philips Saferide 60

Wie oben schon erwähnt, basiert der Axendo 60 auf dem Saferide 60 von Philips. Der Reflektor ist der gleiche, entsprechend auch die Lichtverteilung.

Ist der Axendo 60 also, bis auf Unterschiede im Gehäuse, identisch zum Saferide 60?

Hier zunächst die Ausleuchtungsfotos gegenübergestellt:

Die Lichtverteilung sieht fast identisch aus. Beim Axendo 60 wirkt die Breite des Lichtkegels minimal schmaler, aber das kann eventuell auch täuschen. Allerdings fällt eine geringere Helligkeit bei dem Axendo 60 auf.

Hier der gemessene Lichtstrom in Lumen von beiden Lampen gegenübergestellt:

Und tatsächlich, beim Axendo 60 habe ich spürbar weniger Lumen gemessen. Der Unterschied ist nicht riesig, aber schon so groß, dass er nicht mehr vernachlässigbar ist. (Den leichten Vorteil der Axendo 60 bei 5 km/h würde ich mit Vorsicht interpretieren, die Messergebnisse sind dort durch das starke Flackern sehr ungenau).

Außerdem habe ich noch den Lichtstrom des Standlichts im Zeitverlauf, nach einen 5-minütigen Betrieb bei 20 km/h zum Aufladen des Standlichtkondensators, gemessen:

Hier zeigt der Axendo 60 einen deutlichen Vorteil gegenüber dem Saferide 60. Das Standlicht ist deutlich heller. Genau genommen ist es gemessen in Lumen das hellste Standlicht, welches ich bei einem Dynamoscheinwerfer stand Heute überhaupt gemessen habe.

Fazit

Der Axendo 60 bietet eine angenehme Lichtverteilung, leichte Schwächen gibt es aber bei der Fernsicht. Die Breite des Lichtkegels ist ausreichend, aber nicht übermäßig hoch. Leider erzeugt der Axendo 60 etwas weniger Licht als viele andere Dynamoscheinwerfer, auch etwas weniger als der Philips Saferide 60, auf dem er basiert. Das Standlicht ist außerordentlich stark.

Bezugsquellen:
* Anzeige: Amazon*, eBay*

Variante ohne Sensor, Standlicht und Tagfahrlicht: * Anzeige: Amazon*, eBay*

Wem die Lichtverteilung des Axendo 60 gefällt, kann auf jeden Fall versuchen, ein gebrauchtes Exemplar der alten Philips Saferide 60 zu finden, die etwas mehr Licht erzeugt.

Ansonsten finde ich Scheinwerfer wie den IQ-X, den IQ-XS oder den Cyo Premium besser. Auch der Edelux II (sehr gute Verarbeitungsqualität) oder der Herrmans MR8 (gute Ausleuchtung für wenig Geld, aber billig verarbeitetes Gehäuse) sind einen Blick wert.


Stefan Boissier-Mohr - Fahrradbeleuchtung-Info
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