Testbericht: Herrmans H-Black MR4

17. September 2020

Herrmans H-Black MR4

Kategorie: Dynamo-Scheinwerfer

Lichtstrom 120 Lumen bei 20 km/h (eigene Messung, Herstellerangabe ebenfalls 120 Lumen)
Stromquelle Dynamo
Gewicht 60 g (eigene Messung)
Ausstattung Standlicht, Schalter
StVZO-Zulassung ja
Bezugsquellen:
* Anzeige: Amazon*, eBay*

Vorteile:
+ gleichmäßige Lichtverteilung
+ sehr gute Nahfeldausleuchtung
+ sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis

Nachteile:
mittelmäßige Fernausleuchtung
funktionales, aber nicht sehr hochwertig aussehendes Gehäuse
keine Sensorfunktion
Standlicht nicht abschaltbar

Transparenzhinweis: Den Herrmans H-Black MR4 habe ich für den Test gekauft und selbst bezahlt.

Bei diesem Test wird die Dynamoversion des MR4 behandelt. Für die auch erhältliche E-Bike-Version für Gleichspannungsbetrieb siehe Test des Herrmans MR4 E.

Lieferumfang

Der MR4 kam bei mir ohne weiteren Lieferumfang nur in einer Klarsichtfolie verpackt an, nur der ansteckbare Rückstrahler war noch dabei. Auf solche oft sehr günstigen Angebote stößt man manchmal bei Onlinehändlern, die eigentlich für den Aufbau von Fahrrädern gedachte Exemplare einzeln weiterverkaufen.

Wer auf eine Einzelhandelsverpackung und eine gedruckte Bedienungsanleitung verzichten kann, für den sollte das kein Problem sein. Denn mehr als das sollte auch in der regulären Einzelhandelsverpackung nicht enthalten sein, zumindest ist das beim großen Bruder MR8 so.

Aussehen und Bedienung

Das Gehäuse des MR4 besteht komplett aus Kunststoff. Die transparente Frontabdeckung ist etwas zur Seite weitergezogen, so dass auch etwas Licht an der Seite zur besseren Sichtbarkeit austritt. Der Kunststoff ist eher dünnwandig, an der Seite lässt sich der transparente Teil etwas eindrücken. Auch sieht man ein paar dünne ungleichmäßige Spalten zwischen den einzelnen Gehäuseteilen. Aber das Gehäuse erfüllt seinen Zweck.


Die Halterung des MR4 besteht aus Kunststoff, ist aber trotzdem steif genug, um die Lampe ordentlich festzuhalten. Mit einer Inbusschraube lässt sich die Halterung lockern und die Neigung des Scheinwerfers verstellen.
Es sind aber auch noch verschiedene andere Halterungen für spezielle Einsatzzwecke erhältlich (Siehe Herstellerseite).


Unten an der Lampe lässt sich bei Bedarf der mitgelieferte Rückstrahler anclipsen. Dieser ist notwendig, um der StVZO zu entsprechen, wenn sonst kein Frontrückstrahler angebracht ist.

Die Rückseite wird komplett von einem Drehschalter eingenommen. Dieser bietet durch seine Größe erstmal das Potential, sich gut bedienen zu lassen, ist allerdings sehr schwergängig und fühlt sich beim Drehen nicht sehr „wertig“ an. Beim größeren Bruder MR8, der die gleiche Schalterkonstruktion hat, ist dieser allerdings deutlich leichtgängiger. Daher vermute ich eine große Serienstreuung. Aber der Schalter erfüllt zumindest seinen Zweck und ist bei einer Lampe dieser Preisklasse denke ich akzeptabel. Einen Sensormodus, der die Lampe je nach Umgebungshelligkeit einschaltet, gibt es nicht.

Unten ist das Anschlusskabel zum Dynamo fest angebracht. An einem kurzen Kabel mit montierten Kabelschuhen kann das Rücklicht angeschlossen werden, welches dann vom Frontscheinwerfer mit geschaltet wird.

Lichtverteilung

Hier ein Foto der Ausleuchtung des Herrmans H-Black MR4 (für mehr Ausleuchtungsfotos von Dynamoscheinwerfern siehe Übersicht Dynamoscheinwerfer):

Update 2022: hier ein weiteres Foto der Ausleuchtung mit neuer Kamera an anderer Stelle aufgenommen:

(Siehe auch Aufbau und Kameraeinstellungen und Interpretation von Lichtvergleichsfotos)

Der Lichtkegel ist sehr angenehm gleichmäßig. Auch die Farbtemperatur gefällt mir gut. Herrmans gibt hier 5000 K an, was im neutralweißen Bereich liegt. Das wirkt in der Praxis angenehmer, als die kaltweißen LEDs mit höherem Blauanteil in vielen anderen Fahrradlampen.

Der Nahbereich ab direkt vor dem Rad ist ordentlich ausgeleuchtet. Im Nahbereich fallen allerdings ein paar merkwürdige seitlich entstehende Streifen auf, die auch schräg nach oben abstrahlen. Auf dem Bild sind diese kaum zu erkennen, da sie vor allem auf Hindernisse seitlich der Fahrstrecke auftreffen. Wenn man den Lichtkegel nicht so intensiv analysiert wie ich, werden diesen vermutlich kaum auffallen. Falls es doch jemanden stört, kann man einfach schwarzes Klebeband an die Kanten des Scheinwerfers kleben. So wird dieser Effekt auch beim sehr ähnlichen MR8 verhindert, der an dieser Stelle einen umlaufenden nicht transparenten Ring im Gehäuse hat.

Ansonsten ist der Lichtkegel ausreichend breit (ca. 5-6 m im mittleren Bereich), was gut aber auch nicht herausragend ist. Auf den Fernbereich ist eher wenig Licht fokussiert, wodurch die Beleuchtungsstärke hier recht schnell abnimmt. In über 20 m Entfernung ist die Ausleuchtung daher nur noch mittelmäßig.

Für das Standlicht wird etwas Energie in einem Kondensator gespeichert, womit der Scheinwerfer auch im Stand noch etwas weiter leuchtet. Die Helligkeit ist zwar weit geringer als während der Fahrt, reicht aber noch aus, um in den helleren Teilen des Lichtkegels etwas zu erkennen. Das Standlicht leuchtet leider weiter, auch wenn der Scheinwerfer ausgeschaltet wird und ist nicht abschaltbar.

Lichtstrom in Lumen

Der Lichtstrom in Lumen ist ein Maß dafür, wie viel Licht eine Lichtquelle insgesamt erzeugt. Die Aussagekraft davon ist meiner Meinung nach höher, als die sonst oft angegebene Beleuchtungsstärke in Lux, die nur die Helligkeit am hellsten Punkt beschreibt (Mehr dazu im Artikel über Lux und Lumen).

Da der Lichtstrom in Lumen von vielen Herstellern nicht angegeben wird, messe ich ihn mit einer selbstgebauten Ulbrichtkugel. Auch wenn Herrmans, als einer der wenigen Hersteller, für den MR4 einen Wert angegeben hat (120 Lumen), habe ich trotzdem nachgemessen.

Unten der erzeugte Lichtstrom des Herrmans MR4 in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit. Der MR4 war für die Messung an einem motorgetriebenen Nabendynamo (Shimano Nexus DH-C3000-3N) angeschlossen. Die Geschwindigkeit ist bezogen auf ein 28-Zoll-Rad (2200 mm Abrollumfang). Bei anderen Radgrößen verschieben sich die Geschwindigkeiten entsprechend leicht (je kleiner das Rad, desto höher die Drehzahl bei gleicher Geschwindigkeit). Ein Rücklicht war für die Messung nicht angeschlossen, dieses verringert die Helligkeit des Frontscheinwerfers erfahrungsgemäß etwas, aber nur unwesentlich.

Der erzeugte Lichtstrom steigt wie zu erwarten mit steigender Geschwindigkeit an und flacht dann ab. Der erreichte Wert ist mit gut 120 Lumen nicht übermäßig hoch, aber für einen Scheinwerfer im sehr günstigen Preisbereich durchaus in Ordnung. Interessant ist auch, dass mein Messergebnis recht nah an der Herstellerangabe liegt. Das nehme ich vor allem als Bestätigung, dass meine Messmethode einigermaßen brauchbar zu sein scheint.

Außerdem habe ich den Lichtstrom des Standlichts gemessen (nach 5 minütiger Fahrt, um den Standlichtkondensator zu laden):

Der Lichtstrom des Standlichts ist deutlich geringer, als der Scheinwerfer während der Fahrt. Das ist aber bei allen Dynamoscheinwerfern der Fall. Der Lichtstrom des Standlichts vom MR4 startet, verglichen mit anderen, in mittelmäßiger Höhe und zeigt einen typischen Abfall. Die erzeugte Lichtmenge der Messung beträgt 714 lm*s (entspricht der Fläche unter der Kurve).

Gehäuse öffnen zum Reparieren

Der Herrmans MR4 lässt sich recht leicht auseinanderbauen, ohne ihn zu zerstören. So können kleinere Reparaturen (z.B. Anlöten eines neuen Kabels) durchgeführt werden. Zuerst wird der Halter abgeschraubt. Darunter befindet sich eine kleine Schraube (Sechskant 2 mm). Ist diese entfernt, lässt sich der MR8 in seine Einzelteile zerlegen.

Hier die Einzelteile. Ober- und Unterteil vom Gehäuse, Drehschalter, Frontglas, Reflektor, Platine mit angelöteten Kabeln, die Schraube, die alles zusammenhält, sowie der Halter mit Befestigungsschraube.

Hier die Platine. Die LED ist aufgelötet (neben dem Aufdruck „1837“). Neben einigen SMD-Bauteilen sieht man den Standlichtkondensator (0,47 F) und einen Schalter. Der Schalter wird von zwei Plastiknasen am Drehschalter bewegt.

Will man den Scheinwerfer wieder zusammenbauen, fängt man mit dem Oberteil des Gehäuses an. In dieses wird die Platine eingelegt, die Ecken unter die entsprechenden Plastikteile geschoben. Dann wird der Reflektor aufgesteckt, das Scheinwerferglas auf die zwei Stifte aufgesteckt, der Drehschalter auf die Rückseite gesetzt. Und schließlich das Unterteil aufgesetzt und verschraubt.

Fazit

Die gleichmäßige und hinreichend helle Ausleuchtung des MR4 gefällt mir sehr gut. Für einen Scheinwerfer im unteren Preisbereich ist das auf alle Fälle eine sehr gute Leistung. Das Preis-Leistungsverhältnis des MR4 würde ich daher als sehr gut bezeichnen.

Allerdings ist der größere Bruder H-Black MR8 meist für einen sehr geringen Aufpreis zu haben. Dieser bietet die gleiche Lichtverteilung wie die MR4, jedoch rund 50% mehr Licht. Er ist daher durchaus eine Alternative, wenn es nicht auf den letzten Euro ankommt.

Siehe auch: Vergleich: Herrmans H-Black MR4, MR8 und Pro

Bezugsquellen:
* Anzeige: Amazon*, eBay*

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Kommentare [2]

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English comments welcome!
 

Stefan | Fahrradbeleuchtung-Info.de · 4. Februar 2024, 12:05 · #

Ganz auflösen lässt sich das wohl nicht.

Im Beschreibungstext steht auf der Herstellerseite:
„Lichtausbeute von bis zu 120 Lumen“

In der englischen Version:
„light output up to 100/120 lumens“

Im Tab technische Daten wiederrum steht 100 Lumen, sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Variante.

Hab grad auch nochmal auf archive.org geschaut, auch 2020 war das schon so.

Das deutet alles eher auf 100 Lumen hin. Ob ich damals noch andere Angaben hatte, die mich die 120 Lumen aufschreiben haben lassen, kann ich nicht mehr genau sagen…

Aber meine eigenen Messungen deuten ja auch eher auf 120 Lumen hin (wobei die nicht so genau ist, dass ich hier meine Hand für ins Feuer legen würde…)

Hoffe das bringt Licht ins Dunkle, aber zum Schluss ist es vermutlich auch eher eine akademische Diskussion und für die Praxis nicht so wichtig :)

— Karl · 2. Februar 2024, 21:09 · #

Hallo Herr Boissier-Mohr,
zunächst mal herzlichen Dank für die wirklich hervorragenden Tests!

Zum Herrmans MR4 habe ich die folgende Frage:
Laut herrmans.eu gibt der MR4 Dynamo 100 lm ab. Das war auch Oktober 2020 schon so:
http://web.archive.org/web/20201001054434/https://herrmans.eu/products/front-lights-4147/dynamo-10038/h-black-mr4-dynamo/#technical-data

Sie schreiben „Herstellerangabe ebenfalls 120 Lumen“.
Lässt sich dieser Widerspruch auflösen?

Freundliche Grüße

Karl
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