Vergleich: Herrmans H-Black Pro, MR4 und MR8

4. Oktober 2020

Um die Ausleuchtung von Scheinwerfern zu vergleichen ist es am besten, diese gleichzeitig am Rad zu haben und immer hin- und herzuwechseln. Ich habe mir drei Dynamoscheinwerfer von Herrmans ans Rad montiert, mit einer Vorrichtung, mit der ich zwischen den drei Scheinwerfern umschalten kann. So habe ich dann eine ausgedehnte Vergleichsfahrt gemacht. Die Erkenntnisse daraus fasse ich in diesem Artikel zusammen.

Generelle Daten: Herrmans H-Black Pro, MR4 und MR8

Hier zunächst mal einige generelle Daten zu den getesteten Scheinwerfern im Überblick:

Lichtstrom gemessen bei 15 / 20 / 25 km/h laut Hersteller Onlinepreis ca. Bezugsquellen
H-Black MR4 106 / 120 / 127 Lumen 120 Lumen 20 € * Anzeige: Amazon*, eBay* Testbericht
H-Black MR8 166 / 171 / 171 Lumen 180 Lumen 30 € * Anzeige: Amazon*, eBay* Testbericht
H-Black Pro 143 / 171 / 183 Lumen 200 Lumen 50 € * Anzeige: Amazon*, eBay* Testbericht

Der Lichtstrom in Lumen ist ein Maß dafür, wie viel Licht von einer Lichtquelle insgesamt abgestrahlt wird, ohne eine Aussage über die Verteilung des Lichtes zu treffen. Ich finde diesen Wert wesentlich aussagekräftiger als die oft angegebene Beleuchtungsstärke in Lux. Aber natürlich ist die Aussagekraft des Lumen-Wertes auch begrenzt. Wenn viel Licht schlecht verteilt wird, ist das eventuell schlechter, als wenn eine moderater Lichtstrom gut verteilt wird.
Die angegebenen Werte wurden mit einem Shimano Nexus DH-C3000-3N Nabendynamo gemessen, bei einer Drehzahl, wie sie bei 20 km/h in einem 28-Zoll-Laufrad entstehen würde (siehe Lumen-Messung von Fahrradbeleuchtung).
Die Herstellerangaben von Herrmans weichen etwas von meinen Werten ab, liegen aber recht nah dran. Aufgrund von Messabweichungen sind Unterschiede in dieser Größenordnung durchaus nicht überraschend. Bemerkenswert ist, dass die deutlich günstigere H-Black MR8 etwa so viel Licht erzeugt wie die H-Black Pro. Die besonders günstige H-Black MR4 liefert dagegen messbar weniger Licht, allerdings ist der gemessene Wert durchaus nicht wenig für eine Lampe im unteren Preisbereich.

Gehäuse und Halterung

Herrmans H-Black MR4
Herrmans H-Black MR4
Herrmans H-Black MR8
Herrmans H-Black MR8
Herrmans H-Black Pro
Herrmans H-Black Pro

Das Gehäuse der MR4 und der MR8 sieht fast gleich aus. Bei genauerem Hinsehen fällt aber auf, dass der obere Teil der MR8 aus Metall besteht, wo bei der MR4 nur Kunststoff zu finden ist. Das soll zu einer besseren Wärmeableitung der LED führen. Die H-Black Pro besteht dagegen hauptsächlich aus Metall und das Gehäuse wirkt wesentlich robuster. Der Metallanteil schlägt sich auch im Gewicht nieder. 60 g, 80 g und 113 g wiegen MR4, MR8 und H-Black Pro.

Bei der H-Black Pro wird das Licht über eine Linse verteilt, die deutlich nach vorn hervorsteht. Bei MR4 und MR8 sitzt dagegen ein Reflektor zur Lichtverteilung im Gehäuse.

Der Drehschalter aller drei Scheinwerfer, der jeweils die komplette Rückseite einnimmt, ist dagegen gleich.

Die Halterung besteht bei allen drei Scheinwerfern aus Kunststoff. Bei MR8 und H-Black Pro wird die gleiche Halterung verwendet, die zusätzliches Gelenk besitzt. Damit lässt sich auch die Neigung der Halterung verändern, was bei Bowdenzügen oder Felgenbremsen die im Weg sind hilfreich sein kann. Die Halterung des MR4 ist noch etwas einfacher und erlaubt nur die Veränderung der Neigung. Alle drei Gelenke sind aber ausreichend stabil.

Insgesamt wirken alle drei Scheinwerfer eher einfach verarbeitet. Ein paar überstehende Kanten, ein paar Nasen am Kunststoff, eher dünnes Material wo das aus Stabilitätsgründen vertretbar ist. Der H-Black Pro wirkt durch das Metallgehäuse etwas wertiger, aber auch nicht übermäßig hochwertig. Das alles ist aber eher ein optischer Nachteil und auch nur bei genauerem Hinsehen zu bemerken.

Fotos der Ausleuchtung

Hier von allen drei Scheinwerfern ein Foto der Ausleuchtung, um einen ersten Eindruck zu verschaffen. Alle Fotos wurden mit den gleichen Parametern aufgenommen.


Herrmans H-Black MR4


Herrmans H-Black MR8


Herrmans H-Black Pro

Nahfeldausleuchtung

Bei MR4 und MR8 ist der Nahbereich sehr gut, ab direkt vor dem Rad ausgeleuchtet. Der Winkel der Lichtabstrahlung beträgt dabei fast 180°, man hat dadurch das Gefühl, direkt ins Helle zu fahren. Auf den Bildern ist das nur mäßig gut sichtbar, da die schlechter ausgeleuchteten Bereiche von einer Kamera schlechter wiedergegeben werden als vom Auge sichtbar.

Beim H-Black Pro ist die Nahfeldausleuchtung dagegen etwas schlechter. Der Hauptlichtkegel beginnt erst in ca. 2 m Entfernung. Davor sieht man durch etwas Streulicht (auf dem Foto schlecht sichtbar) aber auch noch hinreichend gut.

Breite der Ausleuchtung

MR4 und MR8 haben den gleichen Lichtkegel und leuchten ausreichend breit (rund 5 m) aus. Die H-Black Pro leuchtet dagegen im mittleren Bereich noch breiter aus. In sanften Kurven kann man dadurch etwas besser die Kurve überblicken.

Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung

MR4 und MR8 leuchten recht gleichmäßig aus. Es gibt keine abrupten Helligkeitssprünge im Lichtkegel. Das Licht ist gut verteilt, wenn überhaupt, dann ist vielleicht im Nahbereich noch eine Idee zu viel Licht, die man eher auf den Fernbereich hätte verteilen können. Im mittleren Bereich fällt die Helligkeit zu den Rändern hin etwas ab, aber auch das ist in der Praxis wenig störend.

Die H-Black Pro dagegen leuchtet leider sehr ungleichmäßig aus. Im vorderen Bereich ist der Lichtkegel dunkler, bei 5 m gibt es dann einen deutlich sichtbaren Helligkeitssprung. Das stört in der Praxis aber nicht übermäßig stark. Wesentlich störender ist, dass auf das Zentrum bei ca. 10 m vor dem Rad viel zu viel Licht geworfen wird. Das Auge stellt sich auf diese hohe Helligkeit ein und kann dann an den Rändern und im Fernbereich merklich schlechter etwas erkennen.

Fernsicht

Bei MR4 und MR8 nimmt die Helligkeit im Fernbereich über 20 m recht schnell ab. Ich würde daher die Fernsicht nur als zufriedenstellend bewerten. Bei der MR8 ist sie durch die insgesamt höhere Helligkeit noch etwas besser. Bei der H-Black Pro ist zwar im Fernbereich noch etwas mehr Licht vorhanden. Durch die zu hohe Helligkeit im mittleren Bereich sorgt das allerdings nicht für eine bessere Fernsicht.

Flackern bei langsamer Fahrt

Der von Dynamos erzeugte Wechselstrom sorgt bei langsamer Fahrt (Schrittgeschwindigkeit) für ein flackerndes Licht. Bei der H-Black Pro ist das Flackern etwas weniger stark ausgeprägt als bei MR4 und MR8. Bei rund 10 km/h ist aber bei allen dreien kaum noch ein Flackern wahrnehmbar.

Standlicht

Bei MR4, MR8 und H-Black Pro ist das Standlicht recht ähnlich. Durch in einem Kondensator gespeicherte Energie leuchtet der Hauptscheinwerfer im Stand noch wenige Minuten mit stark verminderter Helligkeit weiter. Vom ersten Eindruck her gibt es dabei keine deutlichen Unterschiede in der Helligkeit, keine der drei Lampen sticht hier eindeutig durch ein helleres Standlicht hervor.
Bei der H-Black Pro wird das Standlicht allerdings abgeschaltet, sobald man den Schalter auf aus dreht. Bei MR4 und MR8 leuchtet es auch dann weiter, bis der Kondensator entladen ist.

Fazit

Der H-Black Pro enttäuscht leider ein wenig. Durch den höheren Preis hatte ich mir bei diesem auch besseres Licht erhofft. Er erzeugt allerdings nur etwa gleich viel Licht wie der MR8 und verteilt dieses auch noch deutlich ungünstiger. Nur bei der Breite der Ausleuchtung ist der H-Black Pro etwas besser, was die Kurvenausleuchtung leicht verbessert. Ich würde daher vom H-Black Pro eher abraten und zum MR8 greifen. Wenn man nur sehr wenig ausgeben will ist auch der MR4 eine gute Wahl. Bei gleicher Lichtverteilung bietet er zwar etwas weniger Licht als der MR8, der MR8 ist demgegenüber aber eher eine leichte Verbesserung und weniger ein Quantensprung.

Testberichte:
H-Black MR4
H-Black MR8
H-Black Pro

Bezugsquellen:
H-Black MR4: * Anzeige: Amazon*, eBay*
H-Black MR8: * Anzeige: Amazon*, eBay*
H-Black Pro: * Anzeige: Amazon*, eBay*


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Kommentare [1]

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— Christopher Frank · 24. Juni 2022, 19:04 · #

Hallo,
tolle, fundierte Tips, danke !
Ein fuer mich ganz wichtiger Aspekt ist gute Nahfeldausleuchtung. Fahre oft mit beladenem Bike & Anhaenger ueber schlechten Untergrund (Wald, Schotter), also recht langsam. Mein Axa 70 + hilft mir dann sehr, kleine Hindernisse und sogar Glassplitter rechtzeitig direkt vor dem Bike zu erkennen, denn er bringt bei Langsamfahrt im Volldunkeln sehr viel Licht direkt vors Bike, dagegen wenig in die Ferne. Das finde ich sehr sinnvoll. Leider habe ich innert 10 Jahren schon den 5. Axa verbauen muessen, da seine Leuchtkraft sehr schnell nachlaesst (der Reflektor wird durch Feuchtigkeit blind, und auch die LED laesst schnell nach).
Fuer mich sind daher optimales Nahfeldlicht und optimale Abdichtung des Scheinwerfers inzwischen die wichtigsten Aspekte.
Vllt. kann man das bei zukuenftigen Test mit beruecksichtigen ?
Viele Radler haben ja selten einen optimal ausgeleuchteten und glatt asphaltierten Fahrweg. Aeltere Leute fahren oft nur langsam und sehen ggf. nicht mehr so gut. Auch fuer sie duerfte das unmittelbare Nahfeld am wichtigsten sein.
Ein Rennradfahrer auf glatter, freier Piste hat ganz andere Anforderungen, naemlich optimales Licht im Fernbereich, da er dauernd sehr schnell faehrt. Dem wird das Nahfeld recht egal sein, er muss aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit schon reagieren koennen, wenn er in 50 m ein Hindernis auf der Fahrbahn erkennt.
Dem alten Mann dagegen kann der Fernbereich egal sein. Er faehrt langsam und muss wissen, was unmittelbar vor seinem Bike im Weg sein koennte.
Bin uebrigens nach wie vor sehr angetan vom Axa 70 +, denn er vereint beide Anforderungen sehr praxisgerecht wg. seiner entspr. Sensoren. Leider ist die Verarbeitung unter aller Kanone, vor allem bekommt man ihn nicht dicht gegen Feuchtigkeit (habe alles probiert).
Schade, das Konzept hat gutes Breitbandpotential, man muesste ihn einfach deutlich besser verarbeitet und evtl. mit etwas mehr Leistung anbieten, dann haette man einen perfekten Allround Scheinwerfer…
LG, Chris

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