Ein Smartphone oder ein Navigationsgerät am Nabendynamo zu laden, ist eine schöne Sache. Entweder man verwendet dazu einen Scheinwerfer mit integrierter Ladefunktion wie den Axa Luxx70 oder den Luxos U von Busch & Müller, oder man verwendet einen separaten Laderegler, welcher zusätzlich zum Scheinwerfer montiert wird.
Der Kemo M172 ist ein recht günstiges dieser Zusatzgeräte.
Kemo M172
integrierter Pufferakku: nein
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Testfazit:
Das Kemo M172 ist ein sehr günstiger Dynamo-Laderegler der ausreicht, wenn man nur extrem geringe Ansprüche hat. Zum Versorgen energiehungriger Geräte wie Smartphones eignet es sich kaum. Aufgrund der Schutzabschaltung bei zu hoher Geschwindigkeit bei Nabendynamos, würde ich ihn generell nur für Seitenläuferdynamos verwenden.
Übrigens gibt es seit einiger Zeit auch noch das Kemo M172N. Hauptunterschiede zum Kemo M172 sind das deutlich größere Gehäuse und kein Abschalten bei hohen Geschwindigkeiten. Die Leistung bei realen Geräten ist dagegen ungefähr gleich groß wie beim M172. Siehe auch Testbericht Kemo M172N.
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Aufbau und Lieferumfang
Der Kemo M172 ist etwa 4×4×1,2 cm groß. Die Schaltung ist im inneren eingegossen und daher perfekt vor Wasser geschützt. Eine Status-LED, welche leuchtet, sobald der Kemo M172 Strom liefern kann befindet sich an der Unterseite. An der Oberseite befindet sich ein Schalter, mit welchem das Gerät zwischen Ladebetrieb und Scheinwerferbetrieb (der M172 leitet den Strom dann einfach nur durch) umgeschaltet werden kann. Drei Anschlusskabel (mehr dazu s.u.), sowie ein USB-Kabel mit mini-USB Ausgang sind fest mit dem M172 verbunden. Ein Adapter von mini-USB auf micro-USB, welches Smartphones in der Regel brauchen, war ebenfalls im Lieferumfang. Und auch eine Bedienungsanleitung ist beigelegt.
Montage
Bei der Montage stellen sich zwei Fragen:
- wie verkable ich das Gerät?
- wo und wie befestige ich das Gerät?
Verkabelung
Bei der Verkabelung gibt es an sich zwei Möglichkeiten.
Variante 1 ist die, die vom Hersteller in der Bedienungsanleitung beschrieben wird. Dabei wird das Kemo M172 zwischen Dynamo und Scheinwerfer geschaltet und zusätzlich mit Masse verbunden. Ist der Schalter am Kemo nun auf Light gestellt, so leitet das Gerät den Strom einfach nur zum Scheinwerfer durch. Stellt man es dagegen auf USB, kappt es die Verbindung zum Scheinwerfer und nutzt den Strom selbst. Grundsätzlich kann man das so machen. Der Nachteil ist allerdings, dass ein einfaches Entfernen des Kemo dann nicht mehr möglich ist. Um wieder einen funktionierenden Scheinwerfer zu erhalten, muss man erst mühsam die Verkabelung wieder umbasteln.
Variante 2 vermeidet diesen Nachteil. Hier schließt man das Kemo parallel zum Scheinwerfer an. Eine der drei Anschlussleitungen bleibt dabei unbenutzt. Mit dem Schalter kann man das M172 nun einfach ein- und ausschalten. Je nachdem ob man nun Scheinwerfer oder Laderegler nutzen möchte. Oder man nutzt beides zusammen – was die Ladeleistung des Kemo aber drastisch verringert.
Befestigung
Bevor man die Verkabelung umsetzt, sollte man sich eigentlich noch Gedanken darum machen: wohin eigentlich mit dem Gerät?
Das Kemo M172 besitzt zwei Befestigungslaschen. Mit einem Kabelbinder dürfte es sich also an Lenker oder Rahmen befestigen lassen, auch wenn die plane Oberfläche dazu sicher nicht optimal geeignet ist.
Ich persönlich möchte den Laderegler eigentlich gar nicht fest am Fahrrad anbringen. Denn im Alltag werde ich dieses eher nicht benutzen. Nur bei gelegentlichen mehrtägigen Touren möchte ich nicht darauf verzichten. Also war die Überlegung, das M172 gar nicht zu montieren, sondern in die Lenkertasche zu legen. Bedingung ist dann natürlich eine Möglichkeit, die Verkabelung einfach zu lösen. Das habe ich folgendermaßen gelöst:
- Durchführung der Verkabelung nach Variante 2, aber die zwei Verbindungskabel führen der Bremsleitung bis fast zum Lenker hoch und enden dort (Befestigung am Bowdenzug mit einem Stück Draht)
- jedes Ende wird mit einem Flachstecker versehen
- die beiden genutzten Anschlusskabel am Laderegler werden mit entsprechenden Flachsteckhülsen versehen
Nun kann man das Kemo M172 recht flexibel nutzen. Es liegt in der Lenkertasche. Will ich mein Handy laden, wird das Handy angeschlossen und die zwei Stecker verbunden, um den Laderegler mit dem Dynamo zu verbinden.
Ob das so die optimale Lösung ist, hängt sicher auch vom Einsatzzweck ab. Sicher gibt es noch viele andere gute Lösungen.
Praxiseinsatz
Den Praxistest musste das Kemo M172 dann ebenso wie der Luxos U auf meiner 1000-km-Sommertour von der Donauquelle bis Wien überstehen. Der Luxos fuhr an meinem eigenen Rad, das Kemo war am Rad meiner Begleitung montiert. Laden durfte das Kemo ein Samsung Galaxy Ace 2, welches allerdings nicht zur Navigation genutzt wurde, während des Ladevorganges also im Standbymodus verweilte.
Den Ladevorgang beginnt das Kemo bereits bei Schrittgeschwindigkeit. Der Strom von 300 mA, den das M172 laut Hersteller liefern soll, ist wohl eher eine Untertreibung. Fahrradzukunft.de hat bei einer Messung 445 mA bei 20 km/h festgestellt. Dort kann man bei Interesse auch noch einige andere Messwerte finden.
Für mich zählt eigentlich nur: das Kemo funktioniert wie es soll. Wunder kann man natürlich nicht erwarten. Bis der leere Akku eines Smartphones vollgeladen wurde, muss man einige Stunden fahren. Aber mehr gibt der Nabendynamo eben nicht her. Manche andere erhältliche Laderegler sind wohl noch etwas effizienter, aber einen Quantensprung dürfte das auch nicht mehr bewirken.
Zum Test habe ich das Kemo M172 übrigens auch mal mit eingeschalteter Beleuchtung getestet. Hier hat das Laden erst bei ca. 12-15 km/h begonnen. Die Ladeleistung dürfte hier allerdings recht gering ausfallen, weshalb das ganze eher nicht praktikabel sein dürfte.
bekannte Probleme
Hier stelle ich nun noch einige Probleme zusammen, die zwar nicht bei mir aufgetreten sind aber von denen man in diversen Foren lesen kann.
Schutzabschaltung bei zu hoher Geschwindigkeit
Laut Bedienungsanleitung schaltet sich das Kemo M172 bei zu hohen Spannungen bei Geschwindigkeiten >40 km/h ab. Fährt man dann wieder langsamer, nimmt das Gerät den Betrieb wieder auf. Es gibt allerdings auch Stimmen, die bei geringeren Geschwindigkeiten davon berichten.
Mir ist das bisher nicht aufgefallen. Kein Wunder: bei >35°C im Schatten und viel Gepäck, war ich bei meiner Tour froh, wenn ich mal deutlich über 20 km/h gekommen bin.
extreme Geschwindigkeiten lieber vermeiden…
Trotz der Schutzschaltung scheint es aber wohl bei sehr hohen Geschwindigkeiten und entsprechend hohen Spannungen zu einer Zerstörung des Kemo kommen zu können. Zumindest berichtet jemand von Qualm aus dem Gerät und Defekt bei 84 km/h.
manche Geräte mögens lieber mit Pufferakku
Das Kemo M172 besitzt keinen Pufferakku. Entsprechend stoppt der Ladevorgang also bei jedem Anhalten.
Das iPhone meldet wohl beim Losfahren, dass dieses Zubehör nicht unterstützt wird, da der Strom zu gering ist. Erst wenn man eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hat, kann man durch ab- und anstecken oder kurzzeitiges Umschalten des Schalters am Kemo das Laden nochmals starten.
Auch einige Navigationsgeräte von Garmin können damit wohl nicht umgehen. Bleibt man stehen, so schaltet das Gerät wieder auf Akku um. Fährt man weiter, muss man erst eine Meldung zum Starten des Ladevorgangs bestätigen. Sehr ärgerlich auf Dauer…
Zum Testen kann ich nur empfehlen: steckt das zu ladende Gerät mal an das normale Ladekabel an der Steckdose an. Zieht es ab und steckt es wieder an. Lädt es dann problemlos weiter? Wenn ja, sind die Chancen zumindest nicht so schlecht, dass es mit einem ungepufferten Laderegler wie dem Kemo funktioniert.
Messungen des Kemo M172
Update 2022: Nach vielen Jahren habe ich das Kemo nochmal herausgekramt und einige Messungen durchgeführt. Dabei wurde das Kemo M172 an einen Nabendynamo angeschlossen, der von einem Motor angetrieben wurde. Am Ausgang wurde eine regelbare elektronische Last angeschlossen.
So habe ich die geschwindigkeitsabhängige Leistung des Kemo M172 bestimmt:
Ausprobiert habe ich auch noch das Ladeverhalten bei Veränderung von Geschwindigkeiten. Das hat leider bei allen Smartphones die ich probiert habe zu Problemen geführt. Wurde die Geschwindigkeit verringert, sank die Ladeleistung erwartungsgemäß ab. Wurde die Geschwindigkeit dann wieder erhöht, blieb die Ladeleistung aber auf niedrigem Niveau. Erst nach einem kompletten Stopp oder Abziehen und wieder Anstecken des Ladekabels während der Fahrt wurde wieder mit der geschwindigkeitstypischen Leistung geladen. Ich hatte nur 3 Smartphones zum Testen zur Verfügung, möglich, dass dieses Verhalten nicht bei jedem Gerät auftritt. Aber ich habe auch schon von anderen gehört, dass dieses Verhalten bei Smartphones und Dynamo-Ladern ohne Pufferakku auftritt.
Problemlos funktionierte dagegen das Laden von Powerbanks (6 verschiedene Powerbanks habe ich probiert). Bei allen pegelte sich die Ladeleistung bei Geschwindigkeitsänderung immer wieder auf den typischen Wert ein.
Auch einige Akku-Fahrradlampen habe ich zum Test mit dem Kemo geladen. Auch hier gab es keine großen Probleme. Einige Lampen verweigerten aber bei zu geringer Leistung das Laden komplett und haben erst bei > 15 km/h geladen.
Beobachten konnte ich bei meinen Tests auch die Schutzabschaltung bei zu hoher Dynamospannung. Ohne Gerät am USB-Ausgang schaltete der Kemo M172 bereits bei 24 km/h den USB-Ausgang ab. Erst wenn die Geschwindigkeit wieder unter 21 km/h fiel, schaltete der M172 wieder ein. Bei höheren Leistungen am Ausgang steigt die Dynamospannung nicht so stark an und die Abschaltung erfolgt bei deutlich höherer Geschwindigkeit:
Ladeleistung am Ausgang | 0 W | 0,5 W | 1 W | 1,5 W | 2 W |
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Schutzabschaltung bei | 24 km/h | 32 km/h | 37 km/h | 45 km/h | >50 km/h |
Wiedereinschalten bei | 21 km/h |
Auch wenn die Schutzabschaltung bei gezogener Leistung erst bei recht hohen Geschwindigkeiten erfolgt, würde ich den Kemo M172 als nur bedingt nabendynamotauglich bezeichnen (bei Seitenläuferdynamos tritt das Problem wohl nicht oder nicht so stark auf).
Fazit
Das Kemo M172 ist ein sehr günstiger Dynamo-Laderegler der ausreicht, wenn man nur extrem geringe Ansprüche hat. Zum Versorgen energiehungriger Geräte wie Smartphones eignet es sich kaum. Aufgrund der Schutzabschaltung bei zu hoher Geschwindigkeit bei Nabendynamos, würde ich ihn generell nur für Seitenläuferdynamos verwenden.
Übrigens gibt es seit einiger Zeit auch noch das Kemo M172N. Hauptunterschiede zum Kemo M172 sind das deutlich größere Gehäuse und kein Abschalten bei hohen Geschwindigkeiten. Die Leistung bei realen Geräten ist dagegen ungefähr gleich groß wie beim M172. Siehe auch Testbericht Kemo M172N.
Bezugsquellen | |
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