Nicht jeder will viel Geld für Fahrradbeleuchtung ausgeben. Also habe ich drei günstige Dynamoscheinwerfer für unter 20 € getestet. Wie gut ist günstige Fahrradbeleuchtung? Kann man einen günstigen Dynamoscheinwerfer guten Gewissens kaufen oder gibt man besser mehr aus?
Um diese optimal vergleichen zu können, habe ich drei günstige Dynamolampen ans Fahrrad montiert und mit einer Konstruktion zum Umschalten zwischen diesen versehen.
Getestet wurde der Herrmans H-Black MR4, ein günstiger Einsteiger-Scheinwerfer der Firma Herrmans.
Außerdem der Büchel Tour 45 – Büchel stellt allgemein eher Fahrradbeleuchtung im günstigen Preisbereich her.
Und der Prophete 6071. Dieser Scheinwerfer wurde wohl nicht von Prophete selbst hergestellt, sondern im Auftrag gefertigt. Er ist auch unter verschiedenen anderen Namen erhältlich. Ein Scheinwerfer mit ähnlichem Aussehen, der mit 70 oder 75 Lux beworben wird, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit identisch. Eindeutig identifizieren kann man ihn an der Zulassungsnummer K 1274, die vorn am Scheinwerferglas eingeprägt ist, egal unter welchem Namen er verkauft wird.
Generelle Daten: Büchel Tour 45, Prophete 6071 und Herrmans H-Black MR4
Hier zunächst mal einige generelle Daten zu den getesteten günstigen Dynamoscheinwerfern im Überblick:
Beleuchtungsstärke | Lichtstrom gemessen bei 15 / 20 / 25 km/h |
Bezugsquellen | ||
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Büchel Tour 45 | 45 Lux | 121 / 124 / 127 Lumen | * Anzeige: Amazon*, eBay* | |
Prophete 6071 | 70 Lux | 194 / 199 / 205 Lumen | * Anzeige: Amazon*, eBay* | |
Herrmans H-Black MR4 | 40 Lux (?) | 106 / 120 / 127 Lumen | * Anzeige: Amazon*, eBay* | Testbericht |
Die Beleuchtungsstärke in Lux ist ein Maß für die maximale Helligkeit an einem Punkt des Lichtkegels. Sie wird in 10 m Entfernung am hellsten Punkt des Lichtkegels gemessen. Die Werte in der Tabelle sind Herstellerangaben. Herrmans gibt für den MR4 hier keinen Wert an, in diversen Onlineshops habe ich aber die Angabe 40 Lux gefunden. Büchel liegt mit 45 Lux im gleichen Bereich, Prophete sticht mit 70 Lux deutlich heraus. Ich finde allerdings, dass diese Werte nur eine sehr geringe Aussagekraft haben. Einen hohen Lux-Wert kann man leicht erzielen, indem man den Lichtkegel sehr stark bündelt oder in einem kleinen Bereich besonders hell macht. Was man aber eigentlich will, ist viel Licht insgesamt und nicht nur eine hohe Helligkeit in einem kleinen Bereich.
Der Lichtstrom in Lumen sagt genau das aus. Er ist ein Maß dafür, wie viel Licht von einer Lichtquelle insgesamt abgestrahlt wird, ohne eine Aussage über die Verteilung des Lichtes zu treffen. Ich finde diesen Wert wesentlich aussagekräftiger als die oft angegebene Beleuchtungsstärke in Lux. Da es von Herstellern dazu selten Angaben gibt, messe ich diesen Wert selbst (siehe Artikel zur Lumen-Messung von Fahrradbeleuchtung).
Auch hier sticht die Lampe von Prophete heraus: fast 200 Lumen werden von ihr erreicht. Die Lampen von Herrmans und Büchel erreichen dagegen nur rund 120 Lumen.
Gehäuse und Bedienung
Büchel Tour 45
Prophete 6071
Herrmans H-Black MR4
Alle drei Scheinwerfer aus dem günstigen Preissegment weisen ein eher einfaches Kunststoffgehäuse auf. Der Prophete-Scheinwerfer hat aber oben noch eine Metallplatte zur besseren Wärmeableitung integriert.
Tendenziell wirkt das Gehäuse des Büchel am hochwertigsten – das ist aber eher als subjektiver optischer Eindruck zu verstehen. Der Prophete sieht ok aus. Der Herrmans wirkt mit einigen leicht ungleichmäßigen Spalten und überstehenden Kanten tendenziell am schlechtesten verarbeitet.
Der Büchel lässt sich mit einem kleinen Schiebeschalter an der Rückseite an und ausschalten. Der Schalter ist vielleicht zur optimalen Bedienung auch mit Handschuhen nicht perfekt, funktioniert aber an sich gut. Der Herrmans hat einen großen Drehschalter an der Rückseite, der aber zur guten Bedienung etwas schwergängig ist. Den mit Abstand besten Schalter hat der Prophete. Er hat einen leichtgängigen Drehschalter der auf den drei möglichen Positionen gut fühlbar einrastet. Der Schalter ist fast identisch zu dem des Busch & Müller Cyo, der wesentlich teurer ist. Tendenziell finde ich den Schalter des Prophete sogar besser als den des Cyo, weil die Schaltstellungen noch etwas klarer einrasten. Erwähnenswert ist beim Prophete übrigens, dass er als einziger der getesteten Scheinwerfer einen Sensormodus hat. Ist er auf diesen geschaltet, wird das Licht je nach Umgebungshelligkeit automatisch ein- oder ausgeschaltet. Büchel und Herrmans lassen sich nur manuell ein- und ausschalten.
Die Halterung besteht bei Prophete und Büchel als Metall, beim Herrmans dagegen aus Kunststoff. Das muss allerdings kein Nachteil sein, auch der Kunststoffhalter wirkt ausreichend stabil und hat bisher keine Probleme bereitet.
Unten ist bei allen drei Scheinwerfern ein Rückstrahler befestigt, der nach StVZO vorgeschrieben ist. Bei Prophete und Büchel ist er angeschraubt, bei Herrmans lässt er sich anstecken. Bei allen drei Scheinwerfern lässt er sich also auch abnehmen, wenn man woanders am Rad schon einen Frontrückstrahler montiert hat.
Alle drei Scheinwerfer haben einen Ausgang für das Rücklicht, welches dann vom Hauptscheinwerfer mit geschaltet wird. Bei Büchel sind dafür zwei Steckkontakte an der Rückseite angebracht, bei Prophete und Herrmans ein kurzes Anschlusskabel mit ebenfals montierten Steckkontakten.
Fotos der Ausleuchtung
Hier von allen drei Scheinwerfern ein Foto der Ausleuchtung, um einen ersten Eindruck zu verschaffen. Alle Fotos wurden mit den gleichen Parametern aufgenommen.
Herrmans H-Black MR4
Büchel Tour 45
Prophete 6071
Nahfeldausleuchtung
Beim Herrmans ist die Nahfeldausleuchtung mit Abstand am besten. Ab direkt vor dem Rad wird ordentlich ausgeleuchtet. Bei Büchel und Prophete beginnt der Hauptlichtkegel dagegen erst einige Meter vom Rad entfernt. Allerdings landet davor auch noch genügend Licht, um auch im Nahbereich noch ausreichend sehen zu können. Das ist auf den Fotos nur teilweise zu sehen, da die dunklen Bereiche durch den geringeren Kontrastumfang der Kamera im Vergleich zum menschlichen Auge schlecht wiedergegeben werden.
Breite der Ausleuchtung
Am breitesten leuchtet der Herrmans aus. Das geht aber etwas auf Kosten der Beleuchtungsstärke, der Lichtkegel ist in den meisten Bereichen eher etwas dunkler ausgeleuchtet als bei den anderen. Allerdings reicht die Helligkeit durchaus aus. Heller ist nicht immer unbedingt besser. Der Büchel leuchtet schon schmaler aus, der Prophete noch schmaler. Der Prophete ist in dieser Hinsicht bemerkenswert. Er erzeugt einen sehr hohen Lichtstrom, der selbst deutlich teurere Scheinwerfer teilweise in den Schatten stellt. Das Licht wird aber auf einen sehr schmalen Bereich verteilt, der dafür dann sehr hell ausgeleuchtet ist. Meine Testfahrt habe ich bei leichtem Regen gemacht und da nasser Untergrund sehr viel Licht schluckt, stellt das besonders hohe Anforderungen an Fahrradbeleuchtung. Die konzentrierte Ausleuchtung der Prophete hat hier durchaus Vorteile. Trotzdem hat die schmale Ausleuchtung auch klare Nachteile und so hat mit trotz dieser schwierigen Bedingungen die breite Ausleuchtung der Herrmans am besten gefallen.
Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung
Am gleichmäßigsten leuchtet der Herrmans aus. Tendenziell ist vielleicht im Nahbereich etwas zu viel Licht, welches man eher noch hätte auf den Fernbereich verteilen können. Und im mittleren Bereich nimmt die Beleuchtungsstärke zu den Rändern hin etwas ab. Trotzdem gibt es nicht viele Fahrradlampen, bei denen mir die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung so gut gefällt.
Die Leuchte von Büchel wirft leider zu viel Licht auf den zentralen Bereich. Auf dem Foto fällt das gar nicht so stark auf, aber in der Realität hatte ich damit das Gefühl, in den anderen Bereichen des Lichtkegels schlechter zu sehen, weil sich das Auge auf die höchste Helligkeit im Zentrum einstellt.
Der Prophete leuchtet einigermaßen gleichmäßig aus. Zu viel Licht am vorderen Ende des Lichtkegels und zu wenig im hinteren Bereich trüben die Gleichmäßigkeit aber etwas. Dadurch ist auch die Fernsicht nur mäßig, die sonst bei einem Scheinwerfer mit so gebündeltem Licht eigentlich gut sein könnte.
Lichtfarbe
Der Herrmans überzeugt mit einem einigermaßen neutralweißen Licht. Das verbessert das Sehen von Kontrasten, gerade bei Nässe und feuchtem Laub verbessert das die Sicht. Büchel und besonders Prophete dagegen haben eine kaltweiße Lichtfarbe mit höherem Blauanteil.
Flackern bei langsamer Fahrt
Der von Dynamos erzeugte Wechselstrom sorgt bei langsamer Fahrt (Schrittgeschwindigkeit) für ein flackerndes Licht. Beim Herrmans tritt dieser Effekt etwas stärker auf als beim Büchel.
Beim Prophete dagegen kommt ein anderer Effekt zum Tragen: er schaltet überhaupt erst ab ca. 7 km/h ein, bei niedrigeren Geschwindigkeiten schaltet er sich ab und es leuchtet nur noch das Standlicht! Darüber ist das Flackern dann nur noch gering. Aber das Abschalten bei geringer Geschwindigkeit ist leider ein echter Nachteil. An einem steilen Bergstück schaltete sich der Prophete beispielsweise ab. Ein stark flackernder Dynamoscheinwerfer bei langsamer Bergauffahrt mag störend sein, ein ganz abschaltender dagegen ist desaströs. Wer also öfter sehr langsam mit Schrittgeschwindigkeit oder weniger fährt, sollte vom Prophete-Scheinwerfer Abstand nehmen.
Standlicht
Alle drei Scheinwerfer haben ein Standlicht. Aber Vorsicht, vom Büchel gibt es soweit ich gesehen habe auch eine Version ohne Standlicht, die aber nicht oder kaum weniger kostet. Für das Standlicht wird etwas Energie zwischengespeichert, so dass der Scheinwerfer auch im Stand noch wenige Minuten leuchten kann. Bei allen dreien ist die Lichtstärke dabei aber wesentlich geringer als bei der Fahrt und erlaubt nur noch in den hellsten Bereichen des Lichtkegels etwas zu erkennen. Das ist aber prinzipiell bei allen Dynamoscheinwerfern so.
Interessant ist noch, dass sich beim Prophete auch das Standlicht ausschaltet, sobald der Scheinwerfer ausgeschaltet wird. Bei Herrmans und Büchel leuchtet das Standlicht auch dann weiter, bis der Kondensator entladen ist.
Fazit: günstige Fahrradbeleuchtung für Dynamo
Generell finde ich es erstaunlich, wie gut günstige Dynamoscheinwerfer mittlerweile geworden sind. Noch vor 5 Jahren hat man für 20 Euro oder weniger nur sehr schlecht ausleuchtende Dynamoscheinwerfer bekommen. Hier hat sich eine Menge getan, alle 3 getesteten Scheinwerfer sind durchaus nicht schlecht.
Am meisten überzeugt hat mich in Sachen Ausleuchtung der Herrmans MR4. Seine gleichmäßige und einigermaßen breite Ausleuchtung auch schon im Nahbereich ist wirklich einmalig in dieser Preisklasse. Das Gehäuse sieht zwar tendenziell etwas weniger wertig aus als bei den anderen zwei, aber das ist bei günstiger Fahrradbeleuchtung vielleicht nicht der entscheidenste Faktor.
Der Prophete 6071 überzeugt mit dem größten Lichtstrom, der auf einen schmalen aber hellen Lichtkegel verteilt wird. Das hat durchaus gewisse Vorteile bei erschwerten Bedingungen, insgesamt fehlt mit aber doch etwas die Breite in der Ausleuchtung. Bedenken sollte man auch, dass der Scheinwerfer erst bei ca. 7 km/h einschaltet, was bei sehr langsamen Bergaufstrecken wirklich unschön ist.
Auch der Büchel Tour 45 leuchet noch zufriedenstellend aus, gefällt mir von den dreien aber am wenigsten.
Erwähnen sollte man auch den Herrmans MR8 der hier nicht getestet wurde. Er hat ein sehr ähnliches Gehäuse wie der MR4 und den gleichen Lichtkegel. Allerdings erzeugt er fast 50% mehr Licht als der MR4. Der Aufpreis gegenüber dem MR4 bewegt sich oft im einstelligen Eurobereich, weshalb er durchaus auch eine Alternative ist.
Testberichte:
H-Black MR4
H-Black MR8
Bezugsquellen: | |
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