IQ-X Doppelscheinwerfer mit Fernlicht am Nabendynamo

30. Juni 2023

Sicher hat sich der ein oder andere schonmal die Frage gestellt, ob man nicht einfach zwei Scheinwerfer am Nabendynamo anschließen könnte, um mehr Licht zu erhalten. Und tatsächlich ist das nicht neu. Schon als Fahrradlampen noch mit Halogenbirnen betrieben wurden und nicht mit LED wie heute, haben einige Radfahrer einfach zwei Lampen am Dynamo angeschlossen, um mehr Licht zu erhalten.

Ob das mit modernen LED-Scheinwerfern auch funktioniert, habe ich mich immer gefragt und es dann einfach mal ausprobiert. In diesem Artikel stelle ich eine funktionierende Lösung vor und beschreibe, wie ich diese umgesetzt habe.

Zwei Scheinwerfer am Nabendynamo: warum funktioniert das?

Eigentlich könnte man denken, dass ein Dynamo für zwei Scheinwerfer nicht genug Energie erzeugt. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Zwar beträgt die Nennleistung gängiger Dynamos 3 Watt (einige haben auch 1,5 oder 2,4 Watt Nennleistung). Allerdings kann bei höheren Geschwindigkeiten auch mehr Leistung erzeugt werden.

Ein Nabendynamo ähnelt einer Stromquelle mit drehzahabhängiger Spannung. Schon bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten wird der Nennstrom erzeugt, der dann mehr oder weniger konstant bleibt. Die erzeugte Spannung steigt aber bei höherer Drehzahl (bzw. Geschwindigkeit) immer weiter an.


Reihenschaltung von zwei Scheinwerfern am Nabendynamo

Dieses hohe Spannungsniveau bei hohen Geschwindigkeiten kann genutzt werden, um einfach mehrere Verbraucher zu versorgen. Bei Reihenschaltung teilt sich die Spannung auf mehrere Verbraucher auf. Ist die Fahrgeschwindigkeit hoch genug, können so zwei Scheinwerfer in Reihe geschaltet werden.

Scheinwerferauswahl

Ich habe für meinen Versuch in diesem Artikel den Busch & Müller IQ-X gewählt. Der Grund ist einfach, dass dieser von den für eine Reihenschaltung geeigneten Scheinwerfern der ist, der den höchsten Lichtstrom gemessen in Lumen erzeugt.

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Noch mehr Licht erzeugt der Supernova M99 DY Pro. Allerdings nutzt dieser selbst schon das höhere Spannungsniveau und Leistungsvermögen eines Nabendynamos bei höherer Geschwindigkeit aus. Eine Reihenschaltung scheint bei diesem daher nicht sinnvoll.

Ansonsten können vermutlich aber auch die meisten anderen Dynamoscheinwerfer für eine Reihenschaltung genutzt werden. Einige Kombinationen habe ich hier ebenfalls probiert. Auch Kombinationen verschiedener Scheinwerfer haben dabei funktioniert. Auch stärkere und schwächere Scheinwerfer zu kombinieren scheint zu funktionieren. Aufgrund der Vielzahl an Modellen kann ich aber natürlich nicht garantieren, dass wirklich alle Kombinationen problemlos funktionieren.

Messwerte zum Lumenwert

In meiner Ulbrichtkugel habe ich jetzt den Lumenwert der Konstruktion bei verschiedenen Geschwindigkeiten bestimmt.

Ist der IQ-X allein am Nabendynamo angeschlossen (blaue durchgezogene Linie für Lampe 1, rote für Lampe 2) erreicht er schon bei knapp 15 km/h seinen maximalen Lichtstrom. (Alle Geschwindigkeiten sind hier für ein 28-Zoll-Rad angegeben. Bei kleineren Laufrädern werden schon bei entsprechend niedrigeren Geschwindigkeiten die gleichen Lumenwerte erreicht).

Schaltet man beide IQ-X in Reihe, sinkt der Lichtstrom jedes einzelnen Scheinwerfers bei niedrigen Geschwindigkeiten deutlich. Die Lichtströme der einzelnen Scheinwerfer, wenn beide in Reihe geschaltet sind, zeigen die gestrichelten Kurven. Bei rund 25, spätestens 30 km/h erreicht IQ-X 1 in Reihenschaltung aber nahezu den Lumenwert, den er auch einzeln erreicht. Der Lichtstrom von IQ-X 2 bleibt etwas hinter dem Wert, den er einzeln erreicht, zurück. Die Werte wurden mehrmals nachgemessen und kamen immer wieder so raus – woran das genau liegt, konnte nicht ermittelt werden.

Interessant ist natürlich jetzt die Summe der Lichtströme der beiden Scheinwerfer in Reihenschaltung. Diesen zeigt die grüne Kurve. Bei hohen Geschwindigkeiten erreicht man hier deutlich höhere Lumenwerte als mit einem einzelnen IQ-X. Allerdings erreicht die Reihenschaltung von 2 IQ-X bei niedrigen Geschwindigkeiten unter ca. 16 km/h einen geringeren Lichtstrom, als ein einzelner. Den Vorteil bei hohen Geschwindigkeiten erkauft man sich also mit Nachteilen bei niedriger Geschwindigkeit.
Allerdings lässt sich das leicht umgehen, indem man einen der Scheinwerfer mit einem Schalter überbrückt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten schaltet man den Schalter dann ein. Durch den überbrückten Scheinwerfer fließt dann kein Strom mehr und der andere Scheinwerfer hängt dann allein am Dynamo und leuchtet entsprechend.


Schalter zum Überbrücken eines Scheinwerfers. Bei niedrigen Geschwindigkeiten kann dieser dann überbrückt werden, um den niedrigen Lichtstrom der Reihenschaltung bei niedrigen Geschwindigkeiten zu vermeiden.

Aufbau der Doppelscheinwerferkonstruktion

Natürlich habe ich diese Doppelscheinwerferkonstruktion aus zwei IQ-X nicht nur im Labor getestet, sondern auch am Rad montiert und in der Praxis ausprobiert. Dazu habe ich einen der Scheinwerfer an der Gabelbrücke montiert. Den zweiten habe ich am Lenker montiert. Dafür gibt es einen Lenkerhalter von Busch & Müller, der statt des original montierten Gabelhalters am Scheinwerfer angebracht wird.

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Einen der beiden IQ-X habe ich etwas höher ausgerichtet, so dass er als Fernlicht wirken kann. Dabei sollte man den Scheinwerfer nur leicht höher ausrichten, als den anderen. Der Grund ist, dass im oberen Teil des Scheinwerfers besonders viel Licht konzentriert ist. Das ist einfach bei normaler, blendfreier Ausrichtung nötig, da dieser Bereich im Fernbereich auf eine viel größere Fläche verteilt wird. Würde man den Fernlichtscheinwerfer jetzt zu hoch ausrichten, hätte man den konzentrierten Bereich des Lichtkegels irgendwo oben im Himmel oder den Baumwipfeln. Für eine gute Fernsicht will man ihn aber eigentlich knapp über der Hell-Dunkel-Grenze des zweiten Scheinwerfers haben.

Der Fernlichtscheinwerfer wurde dann noch mit einem Schalter überbrückt, um das Fernlicht bei Bedarf abschalten zu können. Verwendet habe ich dabei diesen Schalter zur Montage am Fahrradlenker (Anzeige):

Am zweiten Scheinwerfer (der nicht als Fernlicht ausgerichtet ist) habe ich außerdem am Rücklichtausgang das Rücklicht angeschlossen, was problemlos funktioniert.

So sieht die ganze Doppelscheinwerferkonstruktion dann aus:

Ausleuchtung und Erfahrungswerte

Wie sieht die Ausleuchtung des IQ-X Doppelscheinwerfers jetzt aus? Dazu ein Foto der Ausleuchtung mit meinen Standardeinstellungen. Diese sind mit meinen Ausleuchtungsfotos anderer Dynamoscheinwerfer entsprechend vergleichbar.

Hier zunächst die Ausleuchtung eines einzelnen IQ-X. Das entspricht also der Ausleuchtung, wenn der zweite Fernlichtscheinwerfer deaktiviert ist.

Hier die Ausleuchtung, wenn beide Scheinwerfer in Reihe geschaltet sind. Einer ist als Fernlicht höher ausgerichtet.

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Das Fernlicht ist hier, wie oben schon beschrieben, nicht allzu hoch ausgerichtet. Dadurch leuchtet der besonders intensive Bereich gut in die Ferne. So hat man eine wesentlich verbesserte Fernsicht gegenüber einem einzelnen IQ-X. Entstanden sind die Fotos übrigens bei einer Drehzahl des Dynamos, die 25 km/h im 28-Zoll-Laufrad entspricht. Entsprechend erzeugt die Doppelscheinwerferkonstruktion hier schon viel Licht. Auch im vorderen und mittleren Bereich wird die Ausleuchtung heller. Bei 15 km/h und weniger sähe das anders aus. Das Fernlicht würde auch hier die Fernsicht verbessern – die Helligkeit weiter vorn würde jedoch abnehmen.

Interessant ist auch, dass der zweite Scheinwerfer durch die andere Ausrichtung die schlechter ausgeleuchtete Lücke des IQ-X zwischen Nah- und Fernbereich etwas ausgleicht. So wird die Ausleuchtung etwas gleichmäßiger.

Insgesamt hat mich die Ausleuchtung dieser Doppelscheinwerferkonstruktion echt überzeugt. Die Sicht gegenüber einem IQ-X wird deutlich verbessert. Einige Eindrücke dazu gibt es auch noch in dem Video, welches ich dazu gemacht habe:

Vergleich mit dem Supernova M99 DY Pro

Sinnvoll ist jetzt natürlich auch noch ein Vergleich mit dem Supernova M99 DY Pro. Denn der verspricht genau das Gleiche, wie unsere Doppelscheinwerferkonstruktion: deutlich mehr Licht und zuschaltbares Fernlicht.

Zum Vergleich der Ausleuchtung schaut euch den Testbericht des Supernova M99 DY Pro an, dort findet ihr entsprechende Ausleuchtungsfotos.

Generell leuchtet der Supernova M99 DY Pro deutlich breiter aus. Zwar könnte man zwei IQ-X auch etwas seitlich verdreht ausrichten, statt ein Fernlicht zu realisieren und damit die Ausleuchtungsbreite deutlich erhöhen. Gerade im Nahbereich, wo eine breite Ausleuchtung auch sehr vorteilhaft ist, erreicht man damit aber nichts. Auch wäre dann ein Abschalten eines Scheinwerfers bei niedriger Geschwindigkeit nicht mehr sinnvoll – sonst hätte man nur auf einer Seite Licht.

Das Fernlicht des Supernova-Scheinwerfers leuchtet auch deutlich weiter nach oben als der IQ-X Doppelscheinwerfer. Teilweise hat das Vorteile, beispielsweise auf bewaldeten Strecken – hier wird dann das ganze Blätterdach schön ausgeleuchtet. Allerdings geht hier ansonsten natürlich teilweise auch Licht verloren, was man dort nicht immer benötigt.

Interessant ist auch ein Vergleich des erzeugten Lichtstroms. Diesen habe ich für den Supernova M99 DY Pro auf die selbe Art gemessen, wie für den IQ-X Doppelscheinwerfer:

Bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten hat der IQ-X hier (ohne aktiviertes Fernlicht) die Nase etwas vorn. Bei höheren Geschwindigkeiten übertrifft der M99 DY Pro einen einzelnen IQ-X aber deutlich. Schaltet man bei beiden Lösungen das Fernlicht dazu, liegt der M99 DY Pro weiterhin vorn – der Vorsprung wird allerdings kleiner.

Auch der Schalter des M99 DY Pro ist sicher etwas schöner und kleiner, als der für die IQ-X Doppelscheinwerferkonstruktion verwendete. Auch ist es sicher etwas schöner, alles in einem Gehäuse zu haben, statt zwei Scheinwerfer montieren zu müssen.

Alles in allem würde ich schon sagen, dass der M99 DY Pro in vielen Aspekten doch die Nase vorn hat. Aber ein IQ-X Doppelscheinwerfer verringert den Vorsprung des M99, den dieser im Vergleich mit anderer Dynamobeleuchtung hat, doch deutlich. Entscheidend ist sicher auch der Preis: zwei IQ-X + Schalter + Lenkerhalter sind sicher nicht billig und kratzen auch schon an der 200 Euro Marke. Aber etwas günstiger als ein Supernova M99 DY Pro ist das dann eben doch noch. Sollte man schon einen IQ-X ohnehin verbaut haben, ist der Aufpreis für den zweiten dann auch nochmal kleiner.


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Kommentare [1]

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— Spulenfiepen · 26. Juli 2023, 20:41 · #

Definitiv eine interessante Lösung. Der Vergleich zum neuen BUMM IQ-XL für Dynamos wird auch noch interessant werden, wobei da auch zu hoffen ist, dass der Straßenpreis dann genauso absackt wie bei allen anderen BUMM-Scheinwerfern (ansonsten wäre das Ding nahezu genauso teuer wie der Supernova).

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