Testbericht: Herrmans Nordic Xtreme

14. Oktober 2022


Herrmans Nordic Xtreme

Kategorie: E-Bike-Scheinwerfer

Lichtstrom Abblendlicht 710 Lumen, Fernlicht 1030 Lumen (eigene Messung, Herstellerangabe 650 / 1100 Lumen)
Beleuchtungsstärke Abblendlicht 120 Lux, Fernlicht 250 Lux (Herstellerangabe)
Spannung 12 V (Herstellerangabe, laut meiner Messung ab ca. 10,5 V volle Helligkeit
Leistung Abblendlicht: 10 W, Fernlicht: 16 W (Herstellerangabe, laut meiner Messung leicht darunter)
Gewicht 237 g Lampe ohne Kabel + 40 g Halterung (eigene Messung)
StVZO-Zulassung ja (sowohl für Pedelecs bis 25 km/h als auch für S-Pedelecs bis 45 km/h zugelassen)

Bezugsquellen:

* Anzeige: eBay*

Nordic Pro (ohne Fernlicht): * Anzeige: Amazon*, eBay*

Vorteile:
+ helles und breites Abblendlicht
+ Teil des Fernlichts für sehr gute Weitsicht stark konzentriert
+ sehr hoch abstrahlendes Fernlicht
+ stabiles Metallgehäuse

Nachteile:
konzentrierter Fernlichtbereich eher schmal
ungleichmäßiger Übergang im Lichtbild bei Fernlicht
im Nahbereich eher schmale Ausleuchtung

Fazit:
Der Herrmans Nordic Xtreme hat ein stabiles Aluminiumgehäuse. Ein ziemlich helles Abblendlicht ist im Nahbereich eher schmal, bietet ab dem mittleren Bereich aber eine ordentlich breite Ausleuchtung. Das zuschaltbare Fernlicht hat im Zentrum einen schmalen aber stark konzentrierten Bereich für gute Fernsicht. Der weniger konzentrierte Teil vom Fernlicht leuchtet vor allem sehr hoch aus. Der Lichtkegel weist ein paar Ungleichmäßigkeiten und harte Übergänge im mittleren Bereich auf, ist ansonsten aber in Ordnung.

Transparenzhinweis: Der Herrmans Nordic Xtreme wurde mir für den Test vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Aussehen und Bedienung

Der Herrmans Nordic Xtreme besteht aus einem sehr robusten Aluminiumgehäuse. Dieses sorgt auch für eine gute Wärmeableitung – was der LED-Lebensdauer zugute kommt und für eine nur geringe Helligkeitsabnahme durch Erwärmung sorgt. Durch das massive Gehäuse ist der Nordic Xtreme recht schwer. 237 g wiegt die Lampe, 40 g kommen nochmal für die Halterung dazu (Anschlusskabel und Lenkertaster nicht mit eingerechnet).

Die Lichtverteilung der 2 LEDs (eine für das Abblendlicht, eine für das Fernlicht) erfolgt durch eine Linse. Diese ist aus Glas, nicht wie bei vielen billigen Lampen aus Kunststoff. Das ist in der Regel kratzfester und altert nicht so schnell.

Unten an der Nordic Xtreme befinden sich der Stromanschluss und der Anschluss für den Lenkertaster. Beide Anschlussbuchsen sind von den Abmessungen recht knapp und mit flexiblem Silikon ummantelt. Dadurch lässt sich der Stecker etwas schwer einstecken, sollte aber einigermaßen wasserdicht sein.
Beim Einstecken aufpassen, dass man die Stecker nicht mit Gewalt verkehrt herum einsteckt. Die Form im Inneren der Buchse genau ansehen und den Stecker entsprechend einstecken. Wenn man genau hinsieht, ist das eindeutig.

Hier die beiden Enden des Stromkabels, welches ca. 150 cm lang ist. An einem Ende zwei Kabelenden, am anderen Ende ein Stecker, der an der Lampe angeschlossen wird. Das Kabel ist mit einer recht dicken Ummantelung versehen und wirkt einigermaßen robust.

Das Kabel mit dem Lenkertaster (zum Umschalten zwischen Fern- und Abblendlicht) ist ca. 35 cm lang.

Der Lenkertaster besteht aus einer Schelle, die mit einer Schraube an den Lenker geschraubt wird. Mit einem Druck auf den Taster wird zwischen Abblend- und Fernlicht hin- und hergeschaltet. Bei aktiviertem Fernlicht leuchtet der Taster blau.



Zur Nordic Xtreme wird ein Halter für den Lenker mitgeliefert. Auch dieser ist stabil komplett aus Metall ausgeführt und wird an den Lenker geschraubt (nicht per teilweise problematischer „werkzeugloser Montage“ angebracht). Der Halter ist für 31,8 mm Klemmdurchmesser gedacht. Ein Halter für 35 mm Durchmesser ist auch erhältlich. Da mein Lenkerdurchmesser geringer ist, habe ich ihn mit ein paar Lagen altem Fahrradschlauch umwickelt. Sieht etwas speziell aus, hält aber gut.

Hier das Metallteil hinten an der Nordic Xtreme, an welches dann der Halter angeschraubt wird, im demontierten Zustand. Es wird mit zwei Schrauben angeschraubt (stabiles Metallgewinde, welches auch ein paar mehr Schraubvorgänge aushalten sollte). Interessant ist, dass es auch um 180° verdreht angeschraubt werden kann. So kann der Halter sowohl oben als auch unten angebracht werden, so dass die Lampe entweder unter oder über dem Lenker montiert werden kann.

Hier nochmal die komplette Halterung demontiert in Einzelteilen:

Messwerte

Gemessen habe ich beim Nordic Xtreme den erzeugten Lichtstrom in Lumen, sowie die Leistungsaufnahme in Watt, jeweils in Abhängigkeit von der Eingangsspannung. Der Lichtstrom wurde dabei mit einer selbstgebauten Ulbrichtkugel gemessen. Hier die Ergebnisse:

Vom Hersteller wird eine Eingangsspannung von 12 V angegeben. Daher habe ich den Scheinwerfer vorsichtshalber auch mit maximal 12 V getestet. Übliche Lichtausgänge bei E-Bikes haben 6 oder 12 V Spannung. An 6 V Ausgängen funktioniert der Nordic Xtreme also laut Hersteller nicht und das konnte ich so bestätigen.

Mit Abblendlicht ca. 10 V und Fernlicht ca. 10,5 V scheint die Mindestspannung zu sein, um die maximale Leistung zu erreichen. Fällt die Spannung darunter, sinken der erzeugte Lichtstrom und die aufgenommene Leistung recht schnell ab. Bei darüber hinaus steigender Spannung sinken Leistung und Lichtstrom interessanterweise wieder minimal, der Effekt ist aber so gering, dass er zwar messbar ist, aber nicht sichtbar.

Hier die Messwerte bei 12 V Eingangsspannung und gegenübergestellt die Herstellerangaben:

eigene Messung Herstellerangabe
Abblendlicht Fernlicht Abblendlicht Fernlicht
Lichtstrom 710 lm 1030 lm 650 lm 1100 lm
Eingangsleistung 9,3 W 14,2 W 10 W 16 W

Beim Abblendlicht habe ich einen etwas höheren (9% mehr) Lichtstrom, beim Fernlicht einen etwas geringeren Wert (6% weniger) gemessen als die Herstellerangabe. Das würde ich aber auf keinen Fall so interpretieren, dass die Herstellerangabe nicht ganz richtig ist. Eher sehe ich es als weitere Bestätigung, dass meine Messmethode halbwegs brauchbare Ergebnisse liefert. Denn die Messung des Lichtstroms ist keine ganz triviale Aufgabe und selbst bei professionellem Equipment sind die Toleranzen bei Messungen nicht unerheblich.

Die erwartbaren Toleranzen bei der Messung der Eingangsleistung sind dagegen gering, meine Messergebnisse liegen etwas unter der Herstellerangabe. Diese beinhaltet also scheinbar noch eine gewisse Sicherheitsmarge.

Lichtverteilung

Hier Fotos der Ausleuchtung des Herrmans Nordic Xtreme (für mehr Ausleuchtungsfotos von E-Bike-Scheinwerfern siehe Übersicht E-Bike-Scheinwerfer):

(Siehe auch Aufbau und Kameraeinstellungen und Interpretation von Lichtvergleichsfotos)

Das Abblendlicht fängt direkt vor dem Rad an. Im Nahbereich ist es noch eher schmal. Das hat keine großen Nachteile, allerdings finde ich eine breite Ausleuchtung im Nahbereich recht angenehm, da man damit weniger das Gefühl hat, in einem dunklen Tunnel zu fahren.

Ab dem mittleren Bereich ist das Abblendlicht recht breit, deutlich mehr als die Breite einer zweispurigen Straße kriegt man damit gut ausgeleuchtet. Die Helligkeit des Lichtkegels ist im ganzen ausgeleuchteten Bereich sehr hell. Auch unter schwierigen Bedingungen (z.B. nasse Fahrbahn oder entgegenkommende blendende Autos) hat man so genügend Reserven.

Im Zentralbereich ist die Beleuchtungsstärke ein wenig hoch. Solche Hotspots sind nicht unbedingt positiv für die Sicht, da sich das Auge auf diese einstellt und dann in den dunkleren Bereichen schlechter sieht. Allerdings ist mir dieser Hotspot in der Realität nicht so stark aufgefallen wie auf dem Foto.

Schaltet man das Fernlicht ein, ändert sich die Lichtverteilung komplett. Das Abblendlicht leuchtet zwar weiterhin, wird aber deutlich gedimmt. Der vordere bis mittlere Bereich des Lichtkegels wird dann deutlich schlechter ausgeleuchtet, aber noch hell genug um alles ausreichend zu erkennen.
Der Fokus wird durch das zugeschaltete Fernlicht deutlich auf den Fernbereich gelenkt. Das Fernlicht besteht aus zwei Bereichen: einem sehr hellen, fokussiertem Zentralbereich und einem weniger intensiven, stärker gestreuten Bereich.

Der zentrale Fernlichtbereich beginnt in mittlerer Entfernung auf der Straße (also dort, wo auch schon das Abblendlicht ausgeleuchtet hat) und geht von dort nach hinten/oben, deutlich über die Hell-Dunkel-Grenze des Abblendlichts hinaus. Übermäßig breit ist dieser Zentralbereich nicht. Aber durch die starke Konzentration erzielt man ausgesprochen große Sichtweiten. Ich hatte das Gefühl, dass die Sichtweite nicht mehr durch das Lichtangebot begrenzt wurde, sondern nur noch durch die eigene Sehschärfe. Durch die recht geringe Breite des zentralen Fernlichtbereichs hat man allerdings gelegentlich das Problem, dass dieser bereits bei leichtem Lenkereinschlag von der Straße wegwandert. Das ist nicht dramatisch, da der weniger intensive Fernlichtbereich dort dann weiter ausleuchtet, die extreme Sichtweite geht dann aber kurzzeitig verloren.
Nicht ganz optimal ist der vordere Teil des zentralen Fernlichtbereichs, der sehr plötzlich ohne allmählichen Übergang beginnt. Das ist nicht dramatisch, aber manch einer fühlt sich von solchen harten Übergängen erfahrungsgemäß etwas gestört.

Auf beiden Seiten des Zentralbereiches und auch darüber hat man einen weniger intensiven Fernlichtbereich. Mit diesem sind nicht so große Sichtweiten möglich, aber bis in mittlere Entfernung (rund 50 m) hat man damit eine gute Sicht in alle Richtungen. Dieser weniger intensive Fernlichtbereich leuchtet ausgesprochen hoch aus. So werden schon weit vorn beispielsweise Äste und Baumkronen angestrahlt.

Hier eine Messung, wie weit die einzelnen Bereiche des Fernlichts über die Hell-Dunkel-Grenze des Abblendlichts hinwegstrahlen:
Heller, zentraler Fernlichtbereich: 7 cm pro Meter Entfernung
Weniger intensiver Fernlichtbereich: 35 cm pro Meter Entfernung

(Der zentrale Fernlichtbereich ragt also beispielsweise in 50 m Entfernung um 7 cm/m * 50 m = 3,50 m über die Hell-Dunkel-Grenze des Abblendlichts hinaus)

Die Farbtemperatur wird vom Hersteller mit 5700 K angegeben. Hiermit liegt man also im kaltweißen Bereich, allerdings noch nicht sehr stark, ein stärkerer Blaustich des Lichtes ist mir in der Praxis jedenfalls nicht aufgefallen. Beim Entwickeln der Bilder aus dem RAW-Format ist mir ein stärkerer Grünstich des Lichtes aufgefallen, als ich meine Standardeinstellungen verwendet habe. In der Praxis sehe ich davon aber nichts, in sofern hat das wohl keine praktische Relevanz. Die Bilder oben habe ich daher mit leicht angepassten Einstellungen entwickelt, um den Grünstich auszugleichen.

Bei eingeschaltetem Fernlicht kommt es in einigen Bereichen (zu sehen beispielsweise am vorderen Bereich des besonders hell ausgeleuchteten Rechtecks) zu Farbsäumen, die durch unterschiedliche Brechung der einzelnen Wellenlängen an der Linse entstehen. Bei der Nordic Xtreme ist das aber noch im Rahmen und fällt nicht allzu sehr auf, ich habe da bei anderen Lampen, die mit einer Linse arbeiten, schon schlimmeres gesehen.

Fazit

Der Herrmans Nordic Xtreme hat ein stabiles Aluminiumgehäuse. Ein ziemlich helles Abblendlicht ist im Nahbereich eher schmal, bietet ab dem mittleren Bereich aber eine ordentlich breite Ausleuchtung. Das zuschaltbare Fernlicht hat im Zentrum einen schmalen aber stark konzentrierten Bereich für gute Fernsicht. Der weniger konzentrierte Teil vom Fernlicht leuchtet vor allem sehr hoch aus. Der Lichtkegel weist ein paar Ungleichmäßigkeiten und harte Übergänge im mittleren Bereich auf, ist ansonsten aber in Ordnung.

Bezugsquellen:

* Anzeige: eBay*

Nordic Pro (ohne Fernlicht): * Anzeige: Amazon*, eBay*

Eine Alternative ist das Schwestermodell Nordic Pro, welches kein Fernlicht hat, ansonsten aber identisch ist. Wenn man auf das Fernlicht verzichten kann, spart man mit dieser viel Geld.

Der Busch & Müller IQ-XL bietet etwas weniger Licht für etwas weniger Geld, spielt aber in einer ähnlichen Liga. Das Abblendlicht ist im Nahbereich noch etwas breiter, aber insgesamt nicht ganz so extrem hell ausgeleuchtet. Das Fernlicht leuchtet nicht so extrem hoch, dafür aber etwas breiter.
Einen besonders hellen zentralen Fernlichtbereich für besonders hohe Sichtweite hat auch der IQ-XL. Laut meiner Messung: 200 Lux in 10 m Entfernung (= 2 Lux auf 100 m), direkt über der Hell-Dunkel-Grenze des Abblendlichts, bei aktiviertem Fernlicht beim IQ-XL. Der Nordic Xtreme unter den gleichen Voraussetzungen: 250 Lux (= 2,5 Lux auf 100 m).

Nicht von mir getestet, aber vermutlich auch harte Konkurrenz für den Nordic Xtreme, sind Lupine SL Nano (* Anzeige: Amazon*) und Supernova M99 Mini Pro-25 (* Anzeige: Amazon*, eBay*, Bike Components*). Beide liegen vom erzeugten Lichtstrom und vom Preis in einem ähnlichen Bereich.

Noch teurer und heller sind Lupine SL F (* Anzeige: Amazon*) und Lupine SL X (* Anzeige: Amazon*). Auch diese habe ich aber noch nicht getestet.


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Kommentare [1]

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— Tillmann F. · 21. Juni 2023, 13:10 · #

Die Lupine SL Nano kann ich persönlich nicht als direkten Konkurrent bestätigen. Das Leuchtbild ist erheblich(!) schmaler, und allein dadurch einfach keine direkte Alternative. Das Augenmerk der Nano ist minimierte Größe und reduziertes Gewicht, alles andere (abgesehen von der Leuchtkraft) wurde hintangestellt.

Wo Lupine gegenüber allen anderen Herstellern gewinnt ist die Homogenität der Ausleuchtung. Das Leuchtbild ist quasi durchgängig gleich hell für das nackte Auge, bis auf einen leicht helleren Fleck am oberen Ende. Die Kanten sind sehr scharf und es wird quasi nicht darüber hinaus gestreut.

Auch preislich ordnet sich der Nordic Extreme eher beim M99 Pro und der SL F ein.

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