Testbericht: Abus Bordo 6000

20. Januar 2016

getestete Variante:

Abus Bordo 6000/90

Schlossart: Faltschloss
Länge: 90 cm
Preis: ab ca. 60 €
Gewicht: ca. 1220 g

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+ sehr kompakt zusammenklappbar
+ Halterung im Lieferumfang
+ mittleres Sicherheitsniveau bei akzeptablem Gewicht
o für höherwertige Räder eher ungeeignet
o Preis eher hoch, günstigere Faltschlösser mit akzeptablem Sicherheitsniveau gibt es aber nicht
schlechte Haltbarkeit des Schlüssels

Benutzung

Das Abus Bordo 6000 ist ein Faltschloss, welches aus mehreren gegeneinander verdrehbaren Gliedern besteht. Dadurch ist es beim Einsatz relativ flexibel und hat vor allem ein sehr kleines Packmaß. Es kann also (im Gegensatz zu einem Bügelschloss) sehr gut am Rahmen oder anderswo verstaut werden.

Die hier getestete 90cm-Variante wiegt 1220g und ist damit nicht unbedingt ein Leichtgewicht, aber auch nicht extrem schwer. Dieses Gewicht muss man leider akzeptieren – leichtere Schlösser bieten auch eine geringere Sicherheit. Das Abus Bordo 6000 ist auch als 75cm-Version mit 1030g Gewicht und 120cm-Version (Bordo Big) mit 1400g Gewicht erhältlich.
Welche Version die passende ist muss man abwägen, je nachdem wie flexibel man beim Anschließen sein will und welches Gewicht man zu tolerieren bereit ist. Die 90 cm Version ermöglicht im Optimalfall das Anschließen von Rahmen und einem Rad gleichzeitig, allerdings sind dafür schon gute Bedingungen zum Anschließen notwendig. Ist dies nicht der Fall, bleibt nur das Anschließen des Rahmens an einem Gegenstand. Auch das wird an einem Laternenmast aber schon schwierig, sobald dieser etwas dicker ist.

Die Stäbe des Bordo 6000 sind von einem weichen Material ummantelt. Das sorgt zum einen dafür, dass man nicht so leicht den Lack am Fahrrad beschädigt. Zum anderen aber auch, dass das Schloss weniger klappert. Zwar klappert es z.B. auf Kopfsteinpflaster immer noch ein wenig, das Problem ist aber nicht mehr so gravierend wie noch beim Vorgängermodell.

Ein kleiner Kritikpunkt könnte noch sein, dass der Schließzylinder nicht abgedeckt ist. Schmutz und Feuchtigkeit können so leichter eindringen. Bei mir hat das zwar bisher nicht zu Problemen geführt, denkbar ist das aber durchaus.

Sicherheit

Abus selbst gibt die Sicherheit des Bordo 6000 mit einem Sicherheitslevel 10 von 15 an. Solche Selbsteinschätzungen der Hersteller sollte man aber kritisch sehen, kein Hersteller wird gravierende Schwächen bei einem Schloss offenlegen. Auch seinem eigenen Blick als Laie kann man leider nicht vertrauen. Es gibt genug schwere und stabil aussehende Schlösser, die in Praxistests aber kläglich versagen.

Auch von unabhängiger Seite gibt es aber Tests. Die Stiftung Warentest (Test 5/2015) bescheinigt dem Bordo 6000 (getestet wurde das Bordo Big mit 120 cm Länge) ein „befriedigend“ (2,9) bei der Aufbruchsicherheit. Damit gehört das Schloss nicht in die Spitzengruppe, ist aber zumindest ganz brauchbar.

Auch bei Youtube findet man eine Reihe Tests, leider nur mit dem Vorgängermodell. Wenn das Material des aktuellen Modells aber nicht deutlich mehr aushält, kann man wohl davon ausgehen, dass das Abus Bordo 6000 wohl mit einem Akkutrennschleifer in kurzer Zeit (teils unter 1 min) durchtrennt werden kann. Auch ein sehr langer Bolzenschneider scheint wohl ausreichend zu sein. Das soll nicht heißen, dass das Schloss schlecht ist, aber man sollte schon klare Vorstellungen haben, was so ein Schloss aushält und was nicht. Das Bordo 6000 bietet definitiv ein mittleres Maß an Sicherheit, Gelegenheitsdiebe und Diebe mit einfachem Werkzeug haben hier keine Chance. Profis mit entsprechendem Werkzeug bekommen das Schloss aber durchaus geöffnet. Hier muss man noch tiefer in die Tasche greifen und mehr Gewicht in Kauf nehmen, wenn man es auch dieser Gruppe zumindest noch ein wenig schwerer machen will.

Schlagschlüssel-Problematik

Ein vieldiskutierter Punkt beim Abus Bordo ist die Problematik, dass es sich mit Schlagschlüsseln leicht öffnen lässt (siehe Youtube). Bei genauerem Hinsehen betreffen solche Videos allerdings immer nur die Vorgängerversion des Abus Bordo. Ob das aktuelle Bordo immun gegen Schlagschlüssel ist, ist mir nicht bekannt (ich habe aber meine Zweifel…). Zumindest scheinen aktuell Schlagschlüssel aber nicht so leicht erhältlich zu sein.

Zumindest gegen Picking ist das aktuelle Bordo aber wohl nicht immun (siehe hier). Der verwendete Stiftzylinder ist dagegen eben leider anfällig. Nun ist es in der Realität nicht ganz so einfach ein Schloss zu picken, es gehört einiges an Übung dazu und nicht jeder hat das passende Picking-Tool dabei. Wer ganz sicher gehen will, muss aber zu einem Schloss mit Drehscheibenzylinder wie dem Bordo Granit X-Plus greifen.

Übrigens nochmal zur Unterscheidung von neuer und alter Version: die neue Version besitzt einen Doppelbartschlüssel mit Zacken oben und unten, die alte Version dagegen einen Bohrmuldenschlüssel, ohne Zacken mit Vertiefungen auf der flachen Seite des Schlüssels.

Schlüssel

Beim Abus Bordo 6000 werden zwei Schlüssel mitgeliefert. Leider sind die Schlüssel ein absoluter Kritikpunkt.Viele Käufer bei Amazon berichten, dass ihnen der Schlüssel abgebrochen ist. Mir ist das zwar nicht passiert, aber bei der Fülle von Beschwerden scheint das leider kein Einzelfall zu sein. Schade, denn die Freude an einem sonst guten Schloss kann durch solche kleine Schwachstellen leider deutlich geschmälert werden. Zumindest sollte man mit dem Schlüssel also besonders vorsichtig sein und das Schloss ggf. auch regelmäßig ölen, damit es leichtgängig bleibt.

Halterung

Eine Rahmenhalterung wird für das Abus Bordo 6000 ebenfalls mitgeliefert. Diese ist eine verschließbare Tasche, in der das Schloss zusammengeklappt verstaut wird. Montiert werden kann die Halterung entweder mit Schrauben anstelle des Flaschenhalters, oder wenn die entsprechenden Bohrungen nicht vorhanden sind bzw. man diese nicht verwenden will auch mit dem mitgeliefertem Klettband. Dieses ist gummiert und hält besser, als man es erst denken mag. Die geschraubte Variante dürfte aber doch die bessere sein.

Fazit

Das Abus Bordo 6000 ist ein geeignetes Schloss für günstige bis mittelpreisige Räder (je nach Diebstahlgefahr). Der Schutz gegen Diebstahl ist durchaus nicht schlecht, höchsten Ansprüchen wird er aber nicht gerecht. Das Gewicht ist für das Sicherheitsniveau angemessen, das Schloss ist nicht wirklich leicht, aber auch kein Schwergewicht. Einziger wirklicher Schwachpunkt könnte der Schlüssel sein, der laut vieler Berichte gerne mal abbricht.

Negativ ist auch der für die gebotene Sicherheit eher hohe Preis. Greift man stattdessen zu einem Bügelschloss findet man für diesen Preis oder sogar weniger Schlösser, die noch schwerer zu knacken sind. Dafür spielt das Abus Bordo aber den großen Vorteil eines Faltschlosses aus: es ist vielseitig einsetzbar und zeichnet sich durch ein ausgesprochen kleines Packmaß aus. Und günstigere Faltschlösser mit noch akzeptablem Sicherheitsniveau sind mir leider nicht bekannt.

Länge Gewicht Bezugsquellen
Bordo 6000/75 75 cm 1030 g * Anzeige: Amazon*
Bordo 6000/90 90 cm 1220 g * Anzeige: Amazon*, eBay*, Rose*
Bordo Big 6000/120 120 cm 1400 g * Anzeige: Amazon*, eBay*, Rose*

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Kommentare [5]

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English comments welcome!
 

— Hüttenwerk · 23. April 2019, 16:00 · #

Die dereinst berechtigte Kritik der abbrechenden Schlüssel wurde bei Abus schon vor einer Weile gehört. Inzwischen kommen die Schlösser mit deutlich stabileren Schlüsseln, die einen insgesamt anderen, vermutlich auch weniger Picking-anfälligen Zylinder betätigen.

— Heiko · 10. September 2018, 17:17 · #

Vielen Dank für diesen Bericht. Leider führt ja die Recherche zum Thema: gutes Fahrradschloß, eigentlich zu nur einem Ergebnis: keines wird durchgehend als sehr gut bewertet. Es gibt eben kein sehr sicheres Schloss. Irgendwie frustrierend. So wage ich es gar nicht, mir ein Fahrrad zu kaufen, das richtig geil ist, weil dies früher oder später auch ein Dieb so sehen wird…………

— Nick Knatterton · 2. August 2017, 22:28 · #

Sehr gut recherchiert!

Was ich noch zusätzlich kritisch anmerken möchte:

1. das Faltschloß istz im Vergleich zu Kettenschlössern durch die Länge seiner Glieder (ca. 15 cm) deutlich unflexibeler, viel sperriger und längst nicht so vielseitig einsetzbar, wie beispielsweise ein Kettenschloß (AXA Certo 95 z.B.)

2. ABUS hat auch leider keine Schlüsselnummern eingeprägt
so daß bei Verlust ein Ersatz der Schlüssel ohne andere Unterlagen nicht möglich ist

— Gerd · 26. März 2017, 20:54 · #

Hallo! hatte auch schon davon gehört, das man es mit Schlag Schlüssel relativ leicht öffnen kann. Insgesamt sehr gut recherchierter Artikel zu diesem Produkt. Vielen Dank und liebe Grüße Gerd

— Bernd · 29. Mai 2016, 20:36 · #

DANKE! Der erste sachlich gute Bericht zu diesem Schloss! Auch das Erwähnen der neuen und alten Modellreihe ist lobenswert!

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